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Freelancer in Italien Bericht unserer Schwesterorganisation ACTA

Von Sergio Bologna, ACTA

“27″ nennt man in Italien die Berufe, die vom Staat anerkannt sind und von so genannten “Orden” oder “Registern” vertreten sind (Rechtsanwälte, Ärzte, Architekten, Journalisten usw.). Manche haben ihre eigenen Pensionsfonds und sogar Krankenkassen – ähnlich wie die eben genannten freien Berufe in Deutschland, die ihre eigenen Versorgungswerke haben. In den letzten 30 Jahren sind jedoch viele neue Berufe im Bereich der Dienstleistungen für Unternehmen und Endverbraucher entstanden.

Sie sind in freiwilligen Berufsverbänden organisiert (man schätzt zwischen 250 und 300 in Italien). Alle sind an die staatliche Pflichtversicherung gebunden. Leider stellt die überwiegende Mehrheit dieser Verbände seit Jahren die Forderung der staatlichen Anerkennung nach dem Muster der alten Orden.

ACTA (Associazione Consulenti Terziario Avanzato) ist die einzige Organisation, die sich als Vertreterin der Interessen aller neuen Berufe versteht. Wir bei ACTA sind der Überzeugung, dass das Ordensystem veraltet ist, keinen Schutz mehr vor der Marktkräften bietet und die Entfaltung neuer Kräfte behindert. Das Ordensystem sehen wir als eine mittelalterliche Institution, die heute in der Zeit globaler Märkte und Netze keine Existenzberechtigung mehr hat (vgl. Präsentation ab Seite 9).

Das Interesse der Angehörigen der neuen Berufe besteht darin, die gemeinsame Stellung gegenüber der Pflichtversicherung, dem staatlichen Rentensystem, dem Finanzamt usw. zu verbessern. Das sind die wichtigsten Fragen, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Selbstständigen in Italien bestimmen.

Kampagne von ACTA zur aktuellen Arbeitsmarktreform in Italien

Bei der letzten Arbeitsreform der Regierung Monti hat ACTA mit ihrer Kritik und einer Kampagne für neue Wege Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erlangt. Die Vorsitzende Anna Soru ist von der Parlamentarischen Kommission für Arbeitsfragen des Senats eingeladen und gehört worden und hat ihre Gegenvorschläge vorgestellt.

Die Kampagne von ACTA hat sich gegen die Erhöhung der Beiträge gerichtet, die Selbstständige in die staatliche Versicherung einzahlen müssen gerichtet. Geplant ist eine Erhöhung um ein Prozent pro Jahr, von aktuell 26,7 Prozent des Bruttoeinkommen auf 33 Prozent im Jahre 2018.

Politische Parteien und Verbände bitten ACTA häufig um Stellungnahmen zum Thema Selbstständigkeit. Wir erhalten laufend Anfragen von Journalisten und sogar vom Fernsehen. Insbesondere während der Debatten über die aktuelle Arbeitsmarktreform wurde über ACTA fast täglich berichtet.

2010 hat ACTA ein „Manifest“ verfasst. Diese kulturell-intelektuellen Aspekte der Verbandsarbeit haben das Interesse akademischer Kreise und von Arbeitsrechtlern sowie –soziologen geweckt. Einflußreich war auch das Buch „Il lavoro autonomo di seconda generazione“, das von Sergio Bologna und Andrea Fumagalli 1997 herausgegeben wurde. Zum Teil ist das Buch auf Deutsch unter dem Titel “Die Krise der Mittelschichten” erschienen.

Kreative Öffentlichkeitsarbeit

Um ihre Ideen zu verbreiten, benutzt ACTA alle Methoden der Öffentlichkeitsarbeit.

Dazu gehört unter anderem ein Theaterstück, das von Mitgliedern gespielt wird und das in verschiedenen Städten auf die Bühne gekommen ist.

Eine andere spektakuläre Aktion war die symbolische Besetzung des Design-Palast in Mailand sowie ein Flash Mob beim letzten Design Salon.

Facebook, Twitter und andere Social Networks werden ebenfalls intensiv genutzt.

Mitgliederbasis und Organisation von ACTA

ACTA zählt unter ihren Mitgliedern Angehörige von ca. 25 verschiedenen Berufen, die häufig auch eigenen Berufsverbänden angehören. Ein Branchenschwerpunkt von ACTA liegt bei Unternehmensberatern.

Das große Problem ist die Finanzierung des Verbands. Rund 2.000 Freelancer definieren sich selbst als Mitglieder und besuchen regelmäßig die Website. Allerdings zahlen nur 300 aktiv Mitgliedsbeiträge.

Die organisatorische Arbeit basiert auf der ehrenamtlichen Tätigkeit von rund 20 aktiven Mitgliedern. Die mangelnde Finanzierung erschwert die politische Arbeit und begrenzt die Handlungsfähigkeit des Verbands.

Die Mehrheit der Mitglieder kommt aus der Region Mailand, eine aktive Gruppe existiert in Rom. Aber auch in vielen anderen Regionen gibt es Mitglieder, die ihre Interessen vertreten wollen und teilweise aktiv sind.

Das Foto zeigt (von links nach rechts): Dario Banfi, Sara Horowitz mit zwei Mitarbeitern von Freelancers United sowie Sergio Bologna.

Sehr wichtig sind für ACTA sind die internationale Kontakte. Dafür sind Sergio, Adele und Paola veranwortlich. ACTA sieht in der amerikanischen “Freelancers Union” eine Organisation mit Vorbildcharakter.

Mehr über ACTA: http://www.actainrete.it

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