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Der VGSD begrüßt Nadine Antler als 5.700stes Vereinsmitglied

Der VGSD freut sich über das  5.700ste Vereinsmitglied - Nadine Antler aus Hessisch-Lichtenau. Nadine ist Schauspielerin für improvisiertes Theater, und bietet nebenher Workshops und Coachings zum Thema Improvisationstheater an. Bei ihrer Art der Schauspielerei geht es darum, Bekanntes loszulassen und immer wieder neue Entdeckungen zu machen.

Nadine Antler, Schauspielerin für Improvisationstheater, ist das 5.700ste VGSD-Mitglied.

Besonders die Vielfalt schätzt Nadine an ihrem Beruf: "Ein Abend, an dem man das Publikum zum unbändigen Lachen, nahe an die Tränen und zugleich auch zum Nachdenken gebracht hat, ist perfekt", sagt sie im Interview.

VGSD: Willkommen beim VGSD, Nadine. Wir freuen uns, dass du Mitglied geworden bist. Wo erreiche ich dich denn gerade?

Nadine: Gerade gebe ich für mein Hamburger Ensemble „Steife Brise“ einen Online-Workshop zum Thema „Storytelling“, der Menschen dabei unterstützt, ihre Präsentationen spannender, eindrücklicher und besser erinnerbar zu halten. Eigentlich wäre das ein Präsenz-Workshop in München gewesen. Aber momentan bin ich sehr darauf angewiesen, meine Trainings auf Video umzustellen. Das geht bei einigen Themen sehr gut und ist bei manchen auch sehr schwierig bis unmöglich.

VGSD: Wie bist du auf den VGSD aufmerksam geworden?

Nadine: Ich habe im April eure Bundestagspetition unterzeichnet, in der es um Hilfen für Freiberufler und Künstler während des Corona-Lockdowns ging. Im Zuge dessen wurde ich auf eine Umfrage des VGSD hingewiesen. So kam ich auf die Website des Verbands und bin zunächst als Community-Mitglied  beigetreten. Natürlich habe ich auch die regelmäßigen Informationen abonniert. Viele der angesprochenen Themen waren für mich interessant.

"Wichtiger denn je, die Lobbyarbeit zu stärken"

VGSD: Was hat dich veranlasst, gerade jetzt festes Vereinsmitglied zu werden?

Nadine: Natürlich beschäftigt mich die aktuelle Situation von Künstlerinnen und Künstlern, Kulturschaffenden und generell Selbstständigen gerade sehr. Durch die von der Regierung verhängten Maßnahmen im Zusammenhang mit Corona ist es nahezu unmöglich geworden, meine berufliche Tätigkeit auszuüben. Und ich kenne sehr viele andere Menschen, denen es aktuell genauso geht.

Viele werden aufgeben müssen. Vor allem die Kunst- und Kulturszene wird nach 2021 eine völlig andere sein. Die staatlichen Einrichtungen werden sicher weiterhin bestehen, aber ob das bei den meisten freien Initiativen und Organisationen noch der Fall sein wird, daran zweifele ich aktuell sehr.

Mich ärgert, dass in vielen anderen Branchen gerade weiter gearbeitet wird wie bisher, obwohl die tatsächlichen Umstände oft vergleichbar sind mit unserem Arbeitsumfeld, uns aber ein faktisches Berufsverbot ausgesprochen wird. Und so ist es meines Erachtens jetzt wichtiger denn je, auch die Lobbyarbeit für Selbstständige zu stärken, unsere vielen einzelnen Stimmen durch einen Zusammenschluss hörbar zu machen.

Beruf und Berufung im Impro-Theater gefunden

VGSD: Seit wann bist du selbstständig und was machst du genau?

Nadine: Meine Festanstellung als Leiterin eines Jugendkulturhauses habe ich 2015 aufgegeben. Ich war aber zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre nebenher freiberuflich tätig. Ich bin Schauspielerin für improvisiertes Theater. Das heißt, wir erfinden das Theaterstück und die Szenen, während wir sie spielen. Ich stehe selbst auf der Bühne und trainiere Menschen in diesem Handwerk, konzeptioniere Formate, führe Live-Regie und bin auch als Moderatorin tätig.

Darüber hinaus spielt die „Angewandte Improvisation“ in meinem beruflichen Alltag eine große Rolle. Ich übersetze hier die Grundprinzipien der Improvisation für Menschen – in Schulen, Unternehmen oder auch einfach für den Alltagsgebrauch – und trainiere sie u.a. in Spontaneität, Flexibilität, besserer Zusammenarbeit, gelungenerer Kommunikation, ausdrucksstarker Körpersprache, produktiver Fehlerkultur und auch in Storytelling.

VGSD: Das klingt sehr spannend. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?

Nadine: Ich habe mich in meinem Studium der Sozialen Arbeit in Erfurt viel der Theaterpädagogik gewidmet. Und da bin ich auf das Improvisationstheater gestoßen. Es hat mich sehr fasziniert und die Faszination ist bis heute geblieben. Ich habe dann selber in Würzburg ein Ensemble gegründet, ein internationales Festival ins Leben gerufen und meine Leidenschaft immer weiter mit meinem Beruf verknüpft. Im improvisierten Theater gibt es bisher keine klassische Ausbildung, also bin ich durch die Welt gereist und hab bei allen großen Lehrerinnen und Lehrern gelernt. Und dann wurde es nach und nach zu meinem Beruf und meiner Berufung.

 

"Finanziell ist dieses Jahr ein Desaster"

VGSD: Wie geht es dir in der Corona-Krise?

Nadine: Beruflich gab es für mich seit Mitte März fast einen Totaleinbruch aller geplanten Projekte – nur weniges kann stattfinden, manches lässt sich in Online-Formate übertragen, vieles nicht. Finanziell ist das Jahr ein Desaster. Zum Glück habe ich sehr geringe Lebenserhaltungskosten. Ich mache mir Sorgen um den Fortbestand meines Ensembles und der Theater.

Als Improvisateurin ist jeder neue Umstand natürlich auch eine Chance. Ich habe die Zeit genutzt, um mich fortzubilden. Ich habe viel gelesen, einige Artikel geschrieben, Workshops überarbeitet, einen interaktiven Online-Vortrag entwickelt und beschäftige mich gerade viel damit, ob und wie Improvisation auf dem Bildschirm funktioniert.

Außerdem habe ich mich mit vielen anderen Dingen beschäftigt, für die sonst nie genug Zeit bleibt: Möbel restaurieren, im Garten arbeiten, viel über altes Saatgut lernen, Zukunftspläne schmieden.

VGSD: Was nimmst du für dich persönlich aus der Krise mit?

Nadine: Für mich wurde mal wieder klar, wie fragil unsere Lebensumstände sind und wie wenig verlässlich der Status Quo ist. Mein Gefühl ist, dass sich meine berufliche Ausrichtung drastisch verändern wird. Deshalb war es mir auch wichtig, neue Fähigkeiten zu trainieren, u.a. Camera-Acting, virtuelles Training und digitale Moderation.

Außerdem bin ich politischer geworden. Unsere Grundrechte sind keine Selbstverständlichkeit und müssen immer wieder eingefordert werden.

Arbeits- und Lebensumstände von Selbstständigen besser wahrnehmen

VGSD: Bist du noch in anderen Verbänden oder Vereinen aktiv?

Nadine: Ja, in einigen: Fördervereine für kulturelle Einrichtungen, Festivals etc. Außerdem im Verein zur Erhaltung der Saatgutvielfalt. Aber bisher war ich kein Mitglied eines Berufsverbandes.

VGSD: Was wünscht du dir vom VGSD? Was sollten wir in den nächsten sechs Monaten unbedingt machen?

Nadine: Mir ist in den letzten Monaten nochmal bewusst geworden, wie wichtig Gründerinnen und Gründer, Selbstständige, und Freiberuflerinnen und Freiberufler für ein vielfältiges und innovatives Lebensumfeld sind und gleichfalls wie wenig sie und ihre Arbeits- und Lebensumstände in der öffentlichen Meinung bewusst wahrgenommen werden. Ich wünsche mir, dass sich das ändert.

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