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Brauchen wir ein Schulfach „Selbstständigkeit“, wie heute in der Süddeutschen Zeitung gefordert?

In einem Meinungsbeitrag in der Süddeutschen Zeitung fordert die Journalistin Sophie Burfeind heute die Einführung des Schulfachs „Selbstständigkeit“.

Ihr Ausgangspunkt ist eine Befragung der Unternehmensberatung EY: 63% der deutschen Studenten wollen in ein Angestelltenverhältnis, 32% am liebsten in den öffentlichen Dienst.

„Diese Einstellung schadet dem ganzen Land“ findet die Autorin. Denn wer sorgt dann dafür, dass die durch die Digitalisierung wegfallenden traditionellen Stellen an anderer Stelle neu entstehen?

Deshalb sei es nötig, dass schon in der Schule Gründergeist und Eigeninitiative vermittelt werden. Das sei die beste Vorbereitung auf das digitale Zeitalter. In einem Schulfach „Selbstständigkeit" würden die Schüler lernen, die eigenen Stärken zu entdecken, kreativ und zugleich kritisch zu sein und Verantwortung zu übernehmen.

Sie würden lernen, dass sie nicht versagen, wenn mal eine Idee nicht funktioniert, sondern dass man mehr davon profitiert, eigene Visionen zu entwickeln und umzusetzen, als immer nach größtmöglicher Sicherheit zu suchen. Wirtschaftskompetenz und gesellschaftliche Verantwortung seien dabei eng verzahnt.

Meine Meinung: Die Autorin trifft den Kern der Sache

Jeder Selbstständige wird bestätigen, dass jede Gründung ein intensiver und bereichernder Lernprozess ist, der einen auch als Mensch verändert und voran bringt. Unter anderem lernt man, in allen Bereichen mehr Verantwortung zu übernehmen und entwickelt mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Die Forderung nach einem neuen Schulfach, das mehr Wirtschaftskompetenz vermittelt und das zu Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ermutigt, teile ich – ein solches Fach vermisste ich schon während meiner eigenen Schulzeit. Das neue Fach könnte tatsächlich „Selbstständigkeit“ heißen, sollte meines Erachtens aber auch zum mündigen Verbraucher, Arbeitnehmer, Bürger erziehen, der z.B. bei Themen wie Altersvorsorge oder Versicherungen besser informierte Entscheidungen treffen kann, seine Rechte als Arbeitnehmer kennt und weiß wie er sich politisch gegen Fehlentwicklungen zur Wehr setzen kann.

Dabei darf man nicht bei der Vermittlung von theoretischem Wissen stehen bleiben. Diese Themen laden zur eigenständigen Recherche, zu Gesprächen mit Außenstehenden und zum probeweisen praktischen Umsetzung ein.

Auch wenn es bei einem solchen neuen Schulfach nicht nur um die Gründung eines Unternehmens gehen sollte, trifft die Autorin genau den Kern: Angesichts von Globalisierung und sich beschleunigendem technischen Fortschritt ist es eine Illusion, dass Staat, große Unternehmen und Gewerkschaften dauerhaft Sicherheit und Stabilität garantieren können. Die künftigen Bürger, Verbraucher und Arbeitnehmer müssen mit Unsicherheit und Unübersichtlichkeit besser umgehen können und sollten darauf besser vorbereitet werden. Momentan lässt die Schule sie hier weitgehend alleine und es hängt vom Zufall bzw. vom Elternhaus ab, wie gut vorbereitet sie ins Leben gehen.

Die Herausforderungen sind überwindbar

Die Einführung eines solchen Faches ist nicht ohne Herausforderungen: Vermittelt werden müssen Selbstständigkeit und Umgang mit Unsicherheit von Lehrern, die sich ja bewusst für den öffentlichen Dienst und damit Sicherheit und Einbettung in eine hierarchische Organisation entschieden haben. Idealerweise sollte man in einem solchen Fach deshalb auch Außenstehende, z.B. Selbstständige, Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern, Politiker, Journalisten usw. einladen.

Ganz abgesehen von dem damit verbundenen Aufwand ist das natürlich auch mit Gefahren verbunden oder zumindest mit der Angst davor, dass hier gesellschaftliche Gruppen auf die Schüler Einfluss nehmen könnten. Die Frage stellt sich spätestens, wenn ein Versicherungsvertreter eingeladen wird, Finanzprodukte zu erklären. (Wobei in früheren Jahren auch schon Sparkassen-Mitarbeiter in Schulen eingeladen wurden...)

Als Selbstständiger bin ich naturgemäß optimistisch und glaube, dass unsere Lehrer und Schüler diese Herausforderungen schon bewältigen werden. Ebenso wie den Schülern sollten wir auch den Lehrern etwas mehr Eigenverantwortung zutrauen, wenn wir wollen dass sie selbige vermitteln.

Und wann führen wir das Schulfach „Selbstständigkeit“ denn nun ein? ;)

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