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Kickstarter kommt nach Deutschland / VGSD-Crowdfunding-Basics

Am Dienstag hat die weltweit führende Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ eine deutsche Version an den Start gebracht. Gründer, Selbstständige und Kreative können innovative Produkte und Projekte, für die sie eine Finanzierung suchen, jetzt in deutscher Sprache bewerben und sich die zusammenkommenden Euros auf ihr deutsches Bankkonto überweisen lassen.

Euro-Beträge können von deutschen Geldgebern per Lastschrift eingezogen und automatisch in Dollar umgerechnet werden, wenn US-Nutzer  den für sie günstigen Wechselkurs zu Investitonen nutzen wollen. Kickstarter-Wettbewerber Indiegogo verfügt bereits über ein deutschsprachiges Angebot.

Wir nehmen den Schritt von Kickstarter zum Anlass, die häufigsten Fragen zum Thema Crowdfunding zu beantworten und auf die geplante Regulierung dieser Finanzierungsform einzugehen.

Was sind Beispiele für kommerzielle Projekte, die in letzter Zeit per Crowdfunding finanziert wurden?

Zwei Beispiele:

  • 1,4 Millionen $ von 7.500 Geldgebern kamen bis 27. April auf Kickstarter für das smarte Türschloss "Sesame" zusammen, das man mit per Smartphone und Bluetooth öffnen kann. Im Schnitt zahlten die Teilnehmer 192 $ ein.
  • Die Smartwatch „Pebble Time“ erreichte kurz davor den Kickstarter-Rekord in Höhe von 20,3 Millionen $ von 78.500 Unterstützern (im Schnitt 260 $).

Auf der deutschen Kickstarter-Seite findet ihr zahlreiche weitere Beispiele für Projekte und wie sie präsentiert werden.

Insgesamt wurden seit der Gründung von Kickstarter vor sechs Jahren 84.000 Projekte mit insgesamt 1,7 Milliarden Euro finanziert. Im Schnitt kamen also 20.200 $ pro Projekt zusammen - manchmal sehr viel mehr wie  obige Beispiele zeigen - in der großen Mehrzahl der Fälle geht es aber um Beträge von weniger als 20.000 $.

Was ist Crowdfunding?

Beim Crowdfunding kommt das Geld für eine Finanzierung von einer größeren Zahl von Internetnutzern, der Crowd bzw. dem Schwarm. Über spezialisierte Internetplattformen wie die beiden oben erwähnten stellen die Initiatoren ihr Projekt vor und gen das Mindestkapital an sowie den Zeitpunkt, bis zu dem es zusammenkommen muss, damit das Projekt umgesetzt, das Unternehmen gegründet oder das Produkt hergestellt werden kann. Wenn der nötige Betrag erreicht wird, realisieren sie das Vorhaben. Ansonsten müssen sich die Initiatoren entweder mit weniger Startkapital zufrieden geben (sofern die Plattform das erlaubt und der Businessplan sich entsprechen anpassen lässt) oder aber  die Internetplattform erstattet das eingesammelte Kapital an die Geldgeber zurück.

Seit wann gibt es Crowdfunding?

Die ersten Finanzierungen gab es bereits 2003: Eine Musikband sammelte per Crowdfunding Geld für die Produktion eines Albums. Erfolgsgeschichten aus diesem Bereich sprachen sich herum und erreichten ab 2006 langsam auch den Mainstream. 2008/2009 wurden mit Indiegogo und Kickstarter die bekanntesten Crowdfunding-Plattformen gegründet.

Was haben die Geldgeber davon?

Die von den Initatoren versprochene Gegenleistung hängt ganz von der Art des Projekts ab. Man unterscheidet zwischen

  1. Donation-Based Crowdfunding: Der Geldgeber erhält das schöne Gefühl, eine gute Sache in Form eines ganz konkreten Projekts, finanziell unterstützt zu haben.
  2. Reward-Based Crowdfunding: Hier verspricht der Initiator, oft nach Betrag gestaffelt bestimmte Gegenleistungen. Diese können eher symbolischer Natur sein (z.B. dass der Name eines großzügigen Geldgebers als Charakter in dem zu finanzierenden Buch- oder Filmprojekt vorkommt). Meist hat die Gegenleistung aber einen ganz konkreten Gegenwert, ähnlich wie beim Subskriptionskauf. Zum Beispiel erhält man ein innovatives neues Produkt (z.B. eine innovative Smartwatch oder Türschloss), deren Produktion finanziert werden soll, als einer der Ersten und zudem zu einem vergünstigten Preis. Hier wird also Finanzierung und Marketing/Vertrieb geschickt miteinander verbunden.
  3. Lending-Based Crowdfunding: Die Geldgeber erhalten das Geld verzinst zurück.
  4. Equity-Based Crowdfunding: Die Geldgeber erhalten einen Anteil am Unternehmen. Man spricht hier auch von „Crowdinvesting“

Ist Crowdfunding gesetzlich geregelt?

In den USA gibt es mit dem JOBS Act (Jumstart Our Business Startups Act) eine gesetzliche Grundlage.

In Deutschland ist eine gesetzliche Regelung geplant (Danke an Dr. Stefan Borchert für die Hinweise dazu!): Am 23. April 2015 hat der Deutsche Bundestag die überarbeitete Fassung des Kleinanlegerschutzgesetzes verabschiedet und an den Bundesrat zur Bestätigung weitergereicht. Sofern dieser im Juni darüber abstimmt und nicht noch (weitere) Änderungen vornimmt, gelten die neuen Bestimmungen vermutlich ab Juli 2015.

Geplant sind Obergrenzen pro Anleger und Investitionsobjekt (ab 1.000 Euro Anlagebetrag Selbstauskunft nötig, dass man über mindestens 100.000 Euro Vermögen verfügt), Prospektpflicht, Warnhinweise in der Werbung sowie die Übergabe eines Vermögensinformationsblatts, das alle wichtigen Angaben enthält.

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