10 Jahre Bamberg-Krimis rund um Kommissar Horst Müller – das musste gefeiert werden! Und wie? Mit einem eigens komponierten Song, produziert per KI. Obwohl er weder singen noch komponieren kann, wagte sich der Krimiautor Harry Luck mit der App Suno AI ins virtuelle Tonstudio – und schuf einen echten Ohrwurm, der in Kürze im Bamberger Fußballstadion gespielt wird. Vom ersten Prompt bis zur Stadionpremiere: ein Gastbeitrag über kreative KI, schräge Musikstile und rechtliche Fallstricke. Und zum Schluss gibt's noch ein Lied für den VGSD.
"Als Krimiautor bin ich überraschende Wendungen gewohnt – nicht nur in meinen Plots, sondern auch im kreativen Alltag. Mein neuester Ausflug führte mich ins virtuelle Tonstudio: Musikproduktion mit künstlicher Intelligenz. Schreiben ist als gelernter Journalist mein Handwerk, beim Singen bin ich hingegen völlig talentfrei, und komponiert habe ich auch noch nie. Doch nachdem heute jeder mithilfe von ChatGPT gute Texte verfassen kann, dachte ich: Warum nicht mal einen Song schreiben – und singen lassen?
Ein Song für Kommissar Horst Müller
Seit einem Jahrzehnt begleitet mich meine Krimi-Reihe um den fränkischen Kommissar Horst Müller – ein kauziger Ermittler mit Vorliebe für Filterkaffee und Eierlikör. Zum Jubiläum sollte es nun auch einen eigenen Song für ihn geben: eine musikalische Hommage an meinen Ermittler.
Schritt für Schritt zum Song
Erster Schritt: Ich fragte ChatGPT nach den besten Tools zur KI-Musikproduktion und stieß auf suno.ai. Die App war in Sekunden auf dem iPhone installiert, die Registrierung mit Apple-ID ebenso schnell erledigt. Mein erster Prompt lautete:
„Schreibe einen Schlager über den fränkischen Kult-Kommissar Horst Müller, der gerne Filterkaffee und Eierlikör mag.“
Das Ergebnis klang hitparadentauglich, aber der Text war doch sehr holprig. Also schrieb ich selbst einen Songtext mit Rhythmus und Reimschema – Titel: „Kommissar Horst Müller – Keine Chance für den Killer“. Ich wählte den Stil Schlager und eine männliche Stimme. Nach wenigen Versuchen hatte ich einen echten Ohrwurm, der jetzt auf Spotify zu finden ist: Keine Chance für den Killer (Originalversion)
Stil-Vielfalt per Klick
Aus Neugier testete ich weitere Musikstile: Gospel, Jazz-Piano, Hip-Hop, Musical, Pop-Ballade – alles mit dem gleichen Text. Die Wirkung war jedes Mal komplett anders. Die verschiedenen Beispiel-Versionen gibt es inzwischen als Album auf Spotify: Album „Keine Chance für den Killer – Die Kommissar-Horst-Müller-Songs“
Weil's so viel Spaß machte, habe ich ChatGPT den Songtext ins Englische übersetzen lassen. Und siehe da: „Inspector Horst Müller – No chance for the killer“ klingt absolut tauglich für die internationalen Charts. (Erkenntnis: ChatGPT kann auf Englisch deutlich besser reimen als auf Deutsch.) Wer mag, kann sich so per Prompt auch eine französische Chanson- oder Italo-Pop-Version basteln.
Die Technik: Einfach, aber mit Tücken
Suno.ai ist kinderleicht zu bedienen. Man gibt einen Text und ein paar Stilhinweise ein – die App generiert innerhalb von Sekunden einen fertigen Song mit Gesang, Melodie, Instrumental und Struktur. Allerdings: Die App arbeitet zufallsbasiert – derselbe Prompt kann völlig verschiedene Ergebnisse liefern. Die erstellten Dateien sind nicht editierbar. Wer kürzen, mischen oder anpassen möchte, muss das MP4-File herunterladen und z. B. mit GarageBand oder BandLab weiterarbeiten.
Die Songs lassen sich direkt in der App veröffentlichen, herunterladen oder auf Instagram, TikTok, Facebook oder WhatsApp teilen.
Rechtliche Fragen
Was nicht funktioniert: „Schreibe einen Song mit Gitarre mit der Stimme von Reinhard Mey.“ Aber: „… im Liedermacher-Stil“ bringt ein Ergebnis, das dem Original sehr nahe kommt. Das Problem: Stimmen sind zwar nicht urheberrechtlich geschützt, sonst könnte es keine Imitatoren oder Parodisten geben. Trotzdem werden hier ähnliche urheberrechtliche Fragen aufgeworfen wie bei KI-generierten Texten: Mit welchem Datenmaterial wird die Maschine trainiert? Die GEMA ist überzeugt, dass für die Suno-App im großen Stil urheberrechtlich geschütztes Material ausgelesen wurde, ohne dafür Lizenzen zu zahlen. Der Gema ist es gelungen, durch gezieltes Prompten Audio-Aufnahmen zu erzeugen, die den Originalen etwa von Alphaville, Helene Fischer oder Modern Talking frappierend ähneln. Deshalb hat sie vor dem Landgericht München Klage eingereicht. GEMA-Aufsichtsratschef Ralf Weigand sagt: „Wenn wir in Zukunft auf menschengemachte Musik nicht verzichten wollen, brauchen wir dringend einen Rechtsrahmen, der den Urheberinnen und Urhebern eine angemessene Beteiligung an der Wertschöpfung durch die KI-Anbieter sicherstellt!“ Die GEMA fordert kein Verbot von Apps wie Suno, aber faire Lizenzvergütungen – was künftig die Nutzung der App verteuern könnte. Derzeit kann man im Pro-Abo für 8,25 Euro im Monat 500 Songs erstellen. Wer die App regelmäßig und viel nutzen möchte, kann ein Premier-Abo abschließen, das für 25 Euro im Monat 2000 Songs erlaubt.
Stadionpremiere: Horst Müller rockt das Fuchs-Park-Stadion
Mein neuer Krimi „Bamberger Zwietracht“ spielt im lokalen Amateurfußball. Da war klar: Der Horst-Müller-Song bekommt seine Bühne. Die Stadion-Version mit Fangesängen und Sprechchören feiert am 4. Juli Premiere beim Spiel des FC Eintracht Bamberg gegen den TSV 1860 München im Fuchs-Park-Stadion. Vielleicht wird daraus ja die nächste Fan-Hymne."
Einen VGSD-Song hat Harry Luck mit Hilfe von Suno übrigens auch mit wenig Zeitaufwand verfasst: Der VGSD-Song.
Was denkst du darüber? Schlag uns gerne vor, ob du den Text noch ändern würdest. Wir planen, ihn bei unserem Netzwerktag in Karlsruhe zu spielen. Schick uns auch gerne, wenn du magst, eigene VGSD-Song-Varianten. Du weißt jetzt bestimmt, wie es geht!
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