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Wie viel verdient eigentlich eine UX-Researcherin? Marta F., 40: "Mein Gewinn? 75.000 Euro pro Jahr und die Freiheit, mein Business zu gestalten"

Wenn Kundenaufträge kein "Hell, yeah!" bei ihr auslösen, dann lehnt Marta F. sie strikt ab. Dennoch hat sie letztes Jahr einen Gewinn von 75.000 Euro rein durch ihre selbständige Tätigkeit erwirtschaftet. Sollten wir alle mehr auf unser Bauchgefühl hören?

Als UX-Researcherin hilft Marta F. Start-ups dabei, den zündenden Funken zu entwickeln

Was macht eigentlich eine UX-Researcherin?

"Ich heiße Marta und wohne in Berlin. 2017 habe ich mich als UX-Researcher selbstständig gemacht. Ich helfe meinen Auftraggebern dabei, die Sicht der Nutzer/innen einzunehmen und dadurch zu verstehen, mit welchen Herausforderungen ihre (potenziellen) Kunden bei einem Thema konfrontiert sind. Mit der gewonnenen Erkenntnis können Produktteams ihr Produkt (weiter-)entwickeln und besser an die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen. Grundlage für die Analysen sind Interviews oder andere Methoden der Sozialforschung, die ich für die Kunden so aufbereite, dass die Erkenntnisse sinnvoll für die Produktentwicklung umgesetzt werden können. Der beste Part meines Berufs? Das ist dann eindeutig das Funkeln in den Augen meiner Kunden, wenn wir gemeinsam ein 'Aha' erleben. Ich finde es schön, wenn wir gemeinsam auf 'Entdeckungsreise' gehen.

Meetups, Vorträge und Podcasts

Meine Auftraggeber kommen aus den verschiedensten Branchen: Egal ob SaaS-Plattformen, New Work, FinTech, Legal oder Skincare – es ist wirklich alles dabei. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Es handelt sich immer um Start-ups, denn meine Arbeit kommt häufig ins Spiel, wenn ein neues Produkt oder ein neuer Service entwickelt werden soll. Das ist sehr spannend, weil ich so von Anfang an mitgestalten kann. An meine Aufträge komme ich meistens über mein Netzwerk. Ich habe lange gedacht, dass Kunden nicht nur über das eigene Netzwerk zu mir gelangen sollten, sondern auch über andere Wege. Mittlerweile habe ich aber gemerkt, dass Business häufig Netzwerkarbeit ist und dass nichts Verwerfliches daran ist. Deshalb genieße ich es, Gast bei Podcasts, Vorträgen oder Meetups zu sein. Meine Reichweite vergrößere ich darüber hinaus noch über LinkedIn.

Und der Lebensunterhalt?

Letztes Jahr habe ich Erlöse ohne MwSt. von 95.000 Euro und einen Gewinn von 75.000 Euro erzielt. 100 Prozent meines Gesamteinkommens stammen aus meiner Selbstständigkeit. Mein durchschnittlicher Stundensatz liegt zwischen 130 und 150 Euro. Als ich mich 2017 selbstständig gemacht habe, bin ich mit einem Stundensatz von 80 Euro pro Stunde gestartet. Meine typische Auftragshöhe beträgt 8.000 Euro. Andere Kollegen übernehmen gerne auch längere Aufträge bei einem kleineren Stundensatz oder Trainings zu einem höheren Tagessatz. Der Stundensatz variiert auch nach Kundentyp, denn natürlich arbeiten nicht alle meine Kollegen für Start-ups.

Ich lege mir für unterschiedliche Zwecke Geld zur Seite: Einiges, das ich weglege, wird ja schnell wieder verbraucht, beispielsweise Geld für den Urlaub oder andere Anschaffungen. Hier spare ich monatlich etwa 400 Euro. 15 bis 20 Prozent meines Umsatzes lege ich jeweils für die Steuer und für umsatzschwache Monate zurück. Und dann spare ich noch 500 Euro für das Alter, und versuche obendrauf, ein wenig Gewinn aufzubauen: Das sind dann mindestens 200 Euro im Monat, oder auch mal mehr.

Arbeit mit Leidenschaft

Es gibt bei mir keine typische Arbeitswoche und deshalb auch keine typische Arbeitszeit. In einer voll ausgelasteten Woche arbeite ich ca. 35 Stunden. Von den 35 Stunden stelle ich meinen Kunden ca. 20 bis 30 Stunden in Rechnung. Ansonsten benötige ich für administrative Leistungen ca. 1 bis 2 Stunden, für Kundenakquise, Weiterbildungen und nicht fakturierbare Leistungen ebenso viel. Und: Ich arbeite mit zwei Kollegen nebenbei an einem Passion-Projekt, für das wir gerade versuchen, erste Kunden zu gewinnen. Dafür habe ich in den letzten Jahren viel Zeit investiert - Zeit, die ich natürlich nicht in Rechnung stellen konnte.

Passion - das ist auch eigentlich das Schlagwort, was mich und meine Selbstständigkeit beschreibt, also eine starke Hingabe: Ich gebe viel Energie in meine Tätigkeit und möchte, dass diese Energie noch lange zündet. Das bedeutet für mich, dass ich meine Arbeitszeiten nach meinen Vorstellungen gestalte. Ich gehe beispielsweise 3 Wochen am Stück in den Urlaub und lasse da auch komplett die Finger vom Laptop. Zusätzlich mache ich mehrere Wochen im Jahr eine Art Workation, wo ich von einem schönen Ort aus 2 bis 3 Stunden pro Tag arbeite und auch einfach mal über das Business nachdenke.

Auch in meinem normalen Arbeitsalltag arbeite ich dort, wo es mir gerade am besten gefällt: manchmal aus meinem Heimatort in der Schweiz, oder im Winter im schönen Süden. Ich passe die Selbstständigkeit an mich und meine externen Bedürfnisse an. Das ist nicht immer einfach, aber eine schöne Form der Anstrengung. Und langweilig wird mir garantiert nie."

In der Serie "Wie viel verdient eigentlich ein ... ?“ stellen wir Selbstständige vor, die offen, aber anonym über ihren Stundenlohn, ihren Jahresumsatz – aber auch über die Zeit reden, die sie unbezahlt in ihr Unternehmen stecken. Du willst ebenfalls teilnehmen? Dann findest du hier alle wichtigen Infos und einen Fragebogen, den wir selbstverständlich anonym und vertraulich behandeln.

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