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UpdateLesetipp IAB-Studie Die Ausländer, die wir am dringendsten brauchen, erwägen Abwanderung

Ein Viertel der nach Deutschland Eingewanderten zieht eine Auswanderung in Betracht, in der IT-Branche sind es sogar 39 Prozent. Eine Zusatzauswertung für den VGSD zeigt: Unter Selbstständigen könnte der Anteil noch höher liegen.

In Branchen wie der IT sind internationale Teams die Regel, doch fast jeder zweite Eingewanderte erwägt, Deutschland wieder den Rücken zu kehren

26 Prozent der nach Deutschland eingewanderten Personen – hochgerechnet 2,6 Millionen – denken darüber nach, Deutschland zu verlassen. Drei Prozent der Zugewanderten, also 300.000 Personen haben bereits konkrete Auswanderungspläne. Bei den Selbstständigen in der Stichprobe betrug der entsprechende Wert sogar 4,7 Prozent (vergleiche unten). Besonders hoch ist das Abwanderungsrisiko in Branchen wie Information und Kommunikation (39 Prozent), der Finanzbranche (30 Prozent) aber auch Gesundheits- und Sozialwesen (28 Prozent).

Besonders gut integrierte Migranten erwägen Auswanderung

"Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migrant/innen denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne. Also genau jene, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt", berichtet IAB-Forscher Lukas Olbrich. 

Die heute veröffentlichte Studie "Deutschland als Zwischenstation?" des zur Bundesagentur für Arbeit (BA) gehörigen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat einen Umfang von 96 Seiten und basiert auf dem International Mobility Panel of Migrants in Germany (IMPa), einer repräsentativen Online-Befragung von Eingewanderten in Deutschland.

Unter Selbstständigen konkrete Abwanderungsabsicht noch höher

Die Befragung bestätigt damit Ergebnisse des IW Köln aus dem Jahr 2024, bei der 36 Prozent der befragten Selbstständigen angab, über einen Umzug ins Ausland nachzudenken. Dabei wurden auch Deutsche befragt, deren Auswanderungstendenz eigentlich nicht ganz so groß sein dürfte wie die von Immigranten. Das spricht dafür, dass unter Selbstständigen die Auswanderungsabsichten noch höher sind als in der Gesamtbevölkerung. Für die IAB-Studie wurden sowohl angestellte als auch selbstständige Migranten befragt, es wurde aber nicht separat nach diesen ausgewertet.

Auf unsere Bitte hin hat Dr. Lukas Olbrich, Co-Autor der IAB-Studie, für den VGSD die Angaben der Selbstständigen unter den Befragten zusätzlich ausgewertet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die vom IAB verwendete Stichprobe nicht repräsentativ in Bezug auf Selbstständige ist, denn in der Stichprobe sind nur solche zugewanderten Selbstständigen enthalten, die parallel zu ihrer Selbstständigkeit angestellt sind, ergänzende Leistungen der BA erhalten oder Maßnahmen der BA in Anspruch nehmen wie etwa Weiterbildungen.

Hier das Ergebnis der Sonderauswertung:

  • Selbstständige weisen mit ca. 11 Prozent im Vergleich zu abhängig Vollzeitbeschäftigten mit ca. 15 Prozent niedrigere temporäre Bleibeabsichten auf.
  • Hinsichtlich Auswanderungsüberlegungen wurden keine Unterschiede zu abhängig Vollzeitbeschäftigten gefunden (beide 28 bis 29 Prozent).
  • Der größte Unterschied ergab sich bei den konkreten Auswanderungsplänen. Hier weisen Selbstständige mit 4,7 Prozent den höchsten Wert auf. Für Vollzeitbeschäftigte liegt dieser Wert bei 3,5 Prozent.

"Zum Teil können wir also die höheren Absichten unter Selbstständigen bestätigen, wenngleich unsere Ergebnisse dazu aufgrund der genannten Gründe [nur Selbstständige mit BA-Bezug befragt] mit Vorsicht zu interpretieren sind" ordnet Lukas Olbrich die Ergebnisse ein.

Politische Entwicklung, Steuer- und Bürokratielast sind wichtige Motive

Als Zielland für eine Aus- bzw. Rückwanderung wird am häufigsten Polen genannt, gefolgt von Rumänien. Aufgrund des hohen Anteils an den Zugewanderten gehören auch Länder wie die Türkei und die Ukraine zu den häufigsten Auswanderungszielen. Bei Weiterwanderungen stehen die Schweiz, die USA und Spanien im Fokus.

Als Motive für den Wegzug werden am häufigsten politische Unzufriedenheit, persönliche Gründe, sowie die steuerliche Belastung und Bürokratie in Deutschland genannt. Geflüchtete nennen zusätzlich Diskriminierungserfahrungen als wichtigen Grund. Für die Rückkehr ins Geburtsland spielen naturgemäß persönliche Bindungen an Partner, Familie und Freunde eine wichtige Rolle. Bei der Weiterwanderung in andere Länder sind berufliche Motive ausschlaggebend und insbesondere auch die bessere wirtschaftliche Lage im Zielland. 

Nur 21 Prozent der Befragten wünscht sich langfristig eine Rückkehr nach Deutschland, wenn sich die Situation hier gebessert hat.

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