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Wie viel verdient eigentlich eine Ghostwriterin? Susanne L. "Für 218 Normseiten bekomme ich 12.000 Euro netto"

Heiß begehrt und umstritten zugleich: Ghostwriter schreiben im Namen und Auftrag einer anderen Person – und verhelfen dieser zum literarischen Erfolg. Doch was kann man als Undercover-Autorin verdienen? Susanne L. (Name von der Redaktion geändert) lässt uns in ihre Bücher blicken.

Susanne L. fasst das, was sie macht, so zusammen: "Auch wenn es nicht immer leicht ist, liebe ich meine Selbstständigkeit. Ich kann das tun, was ich liebe, und zwar zu jeder Zeit und von überall aus. Und das ist das, was für mich beruflich wirklich zählt."

Akademisch fundiert

"Ich heiße Susanne L., bin promovierte Geisteswissenschaftlerin, 44 Jahre alt und wohne im schönen Berlin. Gelernt habe ich immer gerne: Zusätzlich zu meinem Studium habe ich Aus- und Weiterbildungen in Kulturmanagement, Neurolinguistisches Programmieren, BWL und internationales Marketing absolviert. Mit meinem breit gefächerten Wissen habe ich mich dann 2012 selbstständig gemacht – und mich acht Jahre später vollständig positioniert. Nun arbeite ich als Ghostwriterin und Autorin und bin darüber hinaus noch als Schreibcoach tätig.

Typischerweise arbeite ich an fünf bis acht Aufträgen gleichzeitig. Meine Buchprojekte sind oft schwer kalkulierbar: Manchmal ist der zeitliche Aufwand wirklich überschaubar, bei anderen Projekten kommen Faktoren hinzu, die mein Stundenkonto in die Höhe schießen lassen. Ich tue mich deshalb schwer, eine genaue Stundenanzahl anzugeben, zumal ich in manchen Wochen gar nicht zum Schreiben komme, sondern nur in Besprechungen bin. An sich arbeite ich zwischen 8 und 15 Uhr, doch auch das ist nicht aussagekräftig, da ich mich in manchen Wochen überhaupt nicht an dieses Zeitfenster halte. Die Anzahl meiner Wochenstunden genau zu definieren, fällt mir also durchaus schwer.

Von den Wochenstunden stelle ich meinen Kundinnen und Kunden etwa 20 Stunden in Rechnung. Administratives und Akquise nehmen zusammen etwa 20 Prozent meiner Arbeitszeit ein, der Rest verteilt sich gleichmäßig auf Weiterbildungen und nicht fakturierbare Leistungen.

Viele Aufträge und langfristige Projekte

Bei meinen Kunden handelt es sich vorrangig um Privatpersonen, Solo-Selbstständige und Unternehmer/innen. Meine Aufträge erhalte ich vor allem über LinkedIn und meine Website. Aber auch Podcast und Newsletter helfen bei der Akquise. Meine Kund/innen sind Ärzt/innen, Coaches, Ingenieure, Menschen aus dem Management und Investor/innen.

Auch wenn es mittlerweile unüblich ist: Ich pflege den Kontakt zu meinen Auftraggeber/innen nicht nur per Video-Konferenz und E-Mail, sondern gerne auch persönlich. Insgesamt bin ich wirklich sehr gut ausgelastet und kann mich nicht beklagen.

Meine Honorare lassen dennoch etwas zu wünschen übrig: Wenn ich nach Stunden abrechne, beträgt mein Stundensatz 100 Euro, gestartet bin ich mit 70 Euro. Meistens biete ich aber langfristige Buchprojekte an und verlange hierfür Pauschalen. Ein umfangreiches Sachbuch mit etwa 150 Seiten kostet den Kunden beispielsweise 8.000 Euro netto. Das bedeutet allerdings: Bei meinen Buchprojekten bekomme ich unterm Strich weniger Stundenlohn, als würde ich wirklich pro Stunde bezahlt werden. Ich übernehme dennoch gerne aufwändigere Projekte, da diese eine längere Zusammenarbeit bedeuten, was ich gut finde. Ab und an verdiene ich – je nach Aufwand und Umfang – bis zu 12.000 Euro damit, das umfasst dann beispielsweise ein 218-Seiten-Buch. Anstrengend finde ich es aber, Verträge auszuhandeln – und vorab den Aufwand eines Projekts einzuschätzen. Das geht anderen Selbstständigen sicher ähnlich.

Urlaub ist wichtig!

Insgesamt erziele ich im Jahr einen Umsatz von etwa 30.000 Euro, davon bleibt mir ein Gewinn von 25.000 Euro. Alle Einnahmen stammen gänzlich aus meiner Selbstständigkeit.

Aktuell lege ich mir nicht genügend zur Seite. Das meiste Geld gebe ich für meine Miete, Bio-Lebensmittel und Urlaub aus, denn der ist mir wirklich wichtig: Pro Jahr genehmige ich mir etwa vier bis sechs Wochen Urlaub. Das brauche ich, damit ich nicht aus der Balance gerate.

Das tun, was man liebt

Und: Mein Kind ist ein natürlicher Ausgleich. Sobald der Hort schließt, habe auch ich Feierabend. Am Wochenende herrscht Schreibverbot – und Social-Media meide ich ebenfalls konsequent. Das hilft mir ungemein, um genügend Freizeit zu haben, ich kann es wirklich empfehlen.

Auch wenn es nicht immer leicht ist, liebe ich meine Selbstständigkeit. Ich kann das tun, was ich liebe, und zwar zu jeder Zeit und von überall aus. Und das ist das, was für mich beruflich wirklich zählt."

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