Die Erholungstendenz der letzten beiden Monaten hat sich bei Solo- und Kleinstunternehmen im Juli nicht fortgesetzt. Der VGSD fordert von der Bundesregierung, Aufbruchsignale zu senden, am besten bei Statusfeststellung und Aktivrente.
Nach einem deutlichen Aufatmen im Mai und Juni hat sich das Geschäftsklima unter Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen im Juli wieder etwas eingetrübt. Es liegt aktuell bei minus 16,9 Punkten und ist damit um 1,2 Punkte gegenüber dem Vormonat gesunken. Die Selbstständigen bewerteten ihre laufenden Geschäfte schlechter als im Vormonat (Geschäftslage: minus 13,1 Punkte) und korrigierten auch ihre Erwartungen nach unten (Geschäftserwartungen: minus 20,6 Punkte).
In der Gesamtwirtschaft beurteilten die Unternehmen ihre aktuelle Lage hingegen leicht positiver. Ihre Erwartungen blieben weitgehend unverändert. Das Geschäftsklima ist dort moderat gestiegen auf minus 6,4 Punkte (plus 0,4). "Insgesamt bleibt der Aufschwung der deutschen Wirtschaft blutleer", kommentiert Katrin Demmelhuber vom ifo Institut die aktuelle Entwicklung.
Auftragsmangel bleibt größtes Problem
"Der Auftragsmangel bleibt das größte Problem für Solo-Selbstständige", sagt Jimdo-CEO Matthias Henze. Zwar ist der Anteil der Betroffenen im Vergleich zum ersten Quartal (50,6 Prozent) und zweiten Quartal (48,4 Prozent) leicht zurückgegangen. Doch auch im dritten Quartal klagten noch immer rund 43,6 Prozent der Solo-Selbstständigen über fehlende Aufträge. In der Gesamtwirtschaft liegt dieser Anteil bei 37,3 Prozent.
Gleichzeitig nahmen bei den Selbstständigen die angebotsseitigen Einschränkungen weiter zu, etwa durch Arbeitskräftemangel und fehlende Kapazitäten. Wie bereits in den Vorquartalen kam es zudem stellenweise zu Finanzierungsengpässen.
Eine leichte Entspannung zeigt sich erneut bei der wirtschaftlichen Unsicherheit: Im Juli gaben 29,0 Prozent der Befragten an, ihre Geschäftsentwicklung nur schwer einschätzen zu können, nach 30,5 Prozent im Juni. Dennoch bleibt das Unsicherheitsniveau insgesamt hoch.
"Solo- und Kleinsunternehmen warten auf klares Aufbruchsignal"
Trotz positiver Signale bei der Auftragslage und einem Rückgang der wirtschaftlichen Unsicherheit schlägt sich diese Entwicklung noch nicht in einer nachhaltigen Verbesserung des Geschäftsklimas nieder. Die zentralen Indikatoren des Geschäftsklimas verharren deutlich im negativen Bereich und bleiben spürbar hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurück. Der Abstand zum Geschäftsklima der Gesamtwirtschaft beträgt aktuell 10,5 Punkte.
Der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland e. V. (VGSD) fordert daher von der Bundesregierung klare Signale mit Blick auf Reformen für Solopreneure. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des VGSD, sagt: "Die neue Bundesregierung hat erste außenpolitische Erfolge erreicht, doch wirtschaftspolitisch warten Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen weiterhin auf ein klares Aufbruchsignal. Wir brauchen eine wirksame Reform des Statusfeststellungsverfahrens und ein klares Bekenntnis, dass die Aktivrente auch für Selbstständige gelten wird. Nach der Sommerpause müssen diese Themen mit Hochdruck angegangen werden."
Branchentrends: Dienstleistungssektor, Einzelhandel und Gastronomie unter Druck
Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima im Juli verschlechtert. Nur wenige bewerteten die aktuelle Geschäftslage noch positiv, während die Erwartungen spürbar häufiger pessimistisch ausfielen. Viele meldeten Rückgänge bei den Auftragsbeständen, und auch die Umsatzerwartungen wurden nach unten korrigiert.
In den meisten Branchen zeigten sich im Juli Rückgänge, besonders ausgeprägt im Gastgewerbe. Dabei gilt die Sommerzeit eigentlich als umsatzstärkere Phase für die Gastronomie. Leichte Verbesserungen gab es bei den Freiberuflern sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen.
Im Einzelhandel ist der Klimaindikator deutlich gesunken. Die Selbstständigen blickten dort mit Sorge auf die Geschäftsentwicklung und bewerteten auch ihre laufenden Geschäfte negativer. Ihre Umsätze liegen spürbar unter dem Niveau des Vorjahres.
Die Ergebnisse im Detail (20 Grafiken):
Als Vereinsmitglied kannst du in der folgenden Präsentation für jede Branche die Entwicklung von Klima, Lage und Erwartungen über die letzten 24 Monate verfolgen. Für diesen Zeitraum findest du auch die Entwicklung der Preiserwartungen, der Umsätze, des Auftragsbestands, der wahrgenommenen Unsicherheit sowie der Kreditnachfrage und als wie restriktiv die in den letzten drei Monaten geführten Kreditgespräche wahrgenommen wurden.
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