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LABOR.A 2018 - Plattform "Arbeit der Zukunft"

Am 13. September fand in Berlin auf Einladung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die LABOR.A 2018 statt. Vom VGSD mit dabei war VGSD-Geschäftsführer Max Hilgarth (der diesen Bericht geschrieben hat), außerdem von befreundeten Verbänden: Jan-Peter Wahlmann (AGD), Björn Sacknieß (ADESW) und Thomas Andersen (DCV).

Einladung der Hans-Böckler-Stiftung zur LABOR.A 2018 (Anklicken, um zum ausführlichen Programm zu kommen)

Insgesamt hatten sich über 700 Teilnehmer im Vorfeld angemeldet, um sich über die Arbeitswelt der Zukunft auszutauschen, prominentester Gast war der luxemburgische Arbeitsminister Nicolas Schmit.

Im Sommer 2017 erschien der Abschlussbericht der Kommission "Arbeit der Zukunft", nun möchte die Hans-Böckler-Stiftung auf dieser Grundlage - gemeinsam mit betrieblichen Akteur/innen, Wissenschaft, Thinktanks, Politik und Gewerkschaften - weiterdenken. Das erklärte Ziel ist es, die neue Arbeitswelt so zu gestalten, dass alle von dem Wandel profitieren können. Die LABOR.A soll das Herzstück dieses Denkprozesses sein.

Nomen est omen - was versteckt sich hinter dem Begriff LABOR.A?

Programmübersicht der LABOR.A 2018 (zum Vergrößern anklicken)

In seiner Begrüßung erläuterte Michael Guggemos, Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung, zunächst die Agenda des Tages und welche Überlegungen hinter der Namenswahl stecken:

In vier Zeitblöcken liefen jeweils sieben Sessions parallel, in denen Konzepte vorgestellt und diskutiert wurden. Zusätzlich bot der "Markt der Möglichkeiten" mit verschiedenen Themenstationen Gelegenheiten zum Austausch.

Abgerundet wurde das inhaltsreiche Programm durch zwei zentrale Panels. Der Name LABOR.A trägt sowohl den Begriff (Versuchs-)Labor als auch an den lateinischen Begriff "Arbeite" in sich. Der Name war zugleich Programm: mit der Arbeit der Zukunft sollte experimentiert werden. Für die Teilnehmer sollte dadurch die Möglichkeit zum "kostenlosen Ideenshopping" geschaffen werden, zu deutsch: Man sollte mit neuen Impulsen und Ideen nach hause gehen.

Welche Rolle spielen Selbstständige in den Gedankenspielen?

Selbstständigkeit zwischen Leiharbeit und befristeten Arbeitsverhältnissen

Schon im Vorfeld der Veranstaltung fragten wir uns, welche Rolle uns Selbstständigen wohl in den Gedankenspielen zukommen könnte.

Gleich zu Beginn des Tages beschrieb Dr. Julia Borggräfe, Leiterin der Abteilung Digitalisierung und Arbeitswelt im BMAS, den Trend zu mehr Wissensarbeit. Dies gelte nicht nur für technisch anspruchsvolle Berufe wie den Maschinenbau oder die IT, sondern auch soziale Bereiche wie die Erziehung oder die Pflege.

In diesem Moment hatte ich Hoffnung, dass an Beispielen aus diesen Berufsbildern unvoreingenommen über die Rolle Selbstständiger in der Gegenwart und Zukunft diskutiert werden würde. Leider kam es anders und (Solo-)Selbstständigkeit wurde fortan vor allem in Verbindung mit "ausbeuterischen" Internetplattformen gebracht. Deutlich wird die Wahrnehmung Selbstständiger beispielsweise an der Grafik, in der Selbstständigkeit einen Platz irgendwo zwischen Leiharbeit und befristetem Arbeitsverhältnis einnimmt.

Ideenpitch "Standards für eine Arbeitswelt im digitalen Wandel"

Mit diesem Stimmzettel konnten die Teilnehmer den besten Ideen-Pitch auswählen

Die Digitalisierung fördert die Entwicklung neuer Beschäftigungsformen. Der bestehende Deal "Abhängigkeit gegen Sicherheit" schließt dabei nicht mehr alle Erwerbstätigen ein, vermeintlich wirken gar die Werkzeugkästen der Gewerkschaften nicht mehr.

Am Nachmittag stellten acht Expertinnen aus Wissenschaft und Gewerkschaften ihre Ideen, Ansätze und Werkzeuge vor. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Spielregeln und Instrumente die Arbeitswelt im digitalen Wandel braucht. Abschließend durfte das Publikum abstimmen, an welcher Idee weitergearbeitet werden soll.

Als Gewinner ausgewählt wurde: Prof. Dr. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit seiner Idee "Digitale Soziale Sicherung".

Enzo Weber möchte Plattformen mit ihren eigenen Waffen schlagen. Seine Logik: Wer Gebühren vereinnahmt, der kann auch Sozialversicherungsbeiträge erheben. Um die soziale Absicherung der Plattformarbeiter zu gewährleisten, plädiert Professor Weber dafür, dass Plattformen für die soziale Absicherung der Auftragnehmer aufkommen. Für jeden Auftrag müssten die Plattformen künftig einen Anteil zurückstellen, der dann gesammelt in nationale Sozialversicherungstöpfe fließt. An diesem Thema wird die Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Enzo Weber weiterarbeiten. Zwar handle es sich bei Crowd-Working-Plattformen noch um ein Nischenphänomen, aber die Zahl der Betroffenen nehme künftig stark zu.

Fazit

Ich sah vor der LABOR.A in der Veranstaltung die Möglichkeit, einen sachlichen und kooperativen Austausch über Branchengrenzen hinweg zu führen, der zu neuen Einsichten führt - das war meine Erwartung an das von Michael Guggemos beschriebene "Ideenshopping". Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die meisten Teilnehmer der LABOR.A auf eine Arbeitswelt ohne Solo-Selbstständige hoffen.

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