Eine kleine, feine Runde fand sich beim zweiten Online-Treffen zum Thema GFK zusammen. Wieder war Linda Graf bei uns, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und systemische Coach. Heute ging es um den dritten und vierten Schritt dieses Ansatzes, genauer: um Bedürfnisse und Bitten.
Achtsamer Umgang
Los ging es auch dieses Mal mit einer kleinen Achtsamkeitspraxis zum Ankommen. Die Vorstellungsrunde fand anschließend in Zweiergruppen statt: Die eine Person sagte, wie sie heißt, wo sie herkommt und warum sie bei der Veranstaltung dabei war. Die andere hörte empathisch zu. Nach drei Minuten wurde gewechselt. Im Forum stellten sich die Personen aus den Zweiergruppen gegenseitig vor.
Zur GFK in Kürze: Ihr Begründer Marshall B. Rosenberg, der sehr viel Gewalt erlebte, stellte sich die Frage, ob es möglich ist, mit Konflikten friedlich umzugehen. Er fand einen Ansatz, der auf der Prämisse beruht, dass jeder Mensch das Beste tut, was ihm gerade zur Verfügung steht, ergänzt durch „Ich bin okay, du bist okay“. Mit dieser Haltung ergibt sich fast schon automatisch als Ausgangspunkt die Selbstempathie, die notwendig ist, um aufrichtig mit sich und anderen zu sein und auch anderen Empathie entgegenzubringen.
Bedürfnisse erkennen, Bitten formulieren
Die GFK beruht auf vier Schritten: 1. Wahrnehmung, 2. Gefühl, 3. Bedürfnis, 4. Bitte. Linda befasste sich dieses Mal mit dem dritten und vierten Step und erklärte nach einer kurzen Wiederholung der Grundlagen, worum es dabei geht.
Beim Thema Bedürfnisse, die sich hinter Konflikten verbergen, steht im Fokus, was uns wichtig ist und was wir brauchen. Ihr Kennzeichen: Sie sind abstrakt, universell und hängen nicht von Personen, der Zeit oder dem Ort ab. Und: Sie können auf verschiedene Art erfüllt werden. Zum Beispiel kann das Bedürfnis nach Anerkennung, Harmonie oder Orientierung eine Rolle spielen. Davon zu unterscheiden sind Strategien, die sich konkret auf etwas beziehen und sich umsetzen lassen.
Beim vierten Schritt, der Bitte, geht es darum, eine Lösung vorzuschlagen und zu formulieren, was wir möchten, das unser Gegenüber tut. Wichtig ist, dass Bitten tatsächlich ausgesprochen und positiv formuliert werden, realistische Handlungen oder ein Verhalten ganz konkret benennen, sich im Hier und Jetzt erfüllen lassen (sonst sind es Wünsche) und dem Gegenüber die Möglichkeit geben, Nein zu sagen (sonst handelt es sich um Forderungen).
Und wieder hat Linda uns lebendig und anschaulich das Thema GFK nähergebracht. Danke Dir dafür! Auch für die vielen Impulse, Ideen und die Ruhig-mal-anders-denken-Vorschläge. Dazu gab es dann Nachfragen und Diskussionen. Schön war’s und anregend. Vielen Dank auch an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Offenheit und ihr Vertrauen. Es war mir wieder einmal eine Freude!
Text: Conny Rüping
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