Kai aus Aachen will sich mit einem Hausmeisterservice selbstständig machen und sitzt gerade über seinem Businessplan.
Seine Frage an den VGSD: "Wie viel Gewinn muss ich erwirtschaften, damit ich davon leben und auch die Versicherungen bezahlen kann? Ich möchte im Alter nicht herumkrebsen und deshalb von Anfang an ausreichend vorsorgen. Sonst bleibe ich lieber angestellt."
Der Gründungs- und Unternehmensberater Günther Flock antwortet
Um herauszufinden, wie hoch in deinem Fall der Gewinn sein müsste, damit du davon leben kannst, musst du dir zunächst Klarheit über die Höhe deiner Ausgaben verschaffen.
Am besten nimmst du dazu deine Bankauszüge hervor und wertest die Zahlungsausgänge während der letzten zwölf Monate aus, sonst werden Jahreszahlungen, Beiträge, Ausgaben für Urlaubsreisen und andere Einmalzahlungen leicht übersehen. Achte ansonsten vor allem auf wiederkehrende monatliche Zahlungen für Miete, Telefon, Auto und Versicherungen. Aus der Summe der übrigen Überweisungen und Barabhebungen kannst du abschätzen, wie viel du für Essenseinkäufe, Kleider, Hobby, Freizeit usw. ausgibst.
Erst mal einen Kassensturz machen
Den Kassensturz kannst du nutzen, um bei dieser Gelegenheit alle wiederkehrenden Zahlungen hinsichtlich Notwendigkeit und Angemessenheit zu überprüfen.
Hinzuzurechnen sind deine aus Lohnabrechnungen zu entnehmenden Beiträge zur Sozialversicherung. Faustregel: Wenn du zu den Arbeitgeberbeiträgen keine Angabe findest, zählst du einfach deine Arbeitnehmerbeiträge doppelt.
Damit steht der Betrag fest, den du nach Steuern bei einer selbstständigen Tätigkeit verdienen musst, um keine Einschränkungen im privaten Bereich hinnehmen zu müssen.
Es gibt einen weiteren Weg, der zur Unternehmerlohn führt
Es gibt noch einen zweiten Weg, der zu einem ähnlichen, wahrscheinlich etwas höheren Wert führen wird: Geh von deinem bisherigen Bruttoeinkommen aus und addiere den Arbeitgeberanteil hinzu. Falls du unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze für die Krankenversicherung liegst, kannst du vereinfachend auch 20 Prozent aufschlagen.
Ob du den notwendigen Gewinn als Selbstständiger erzielen kannst und wie lange es bis dahin dauert, hängt von vielen Faktoren ab. Wenn du von der Gründung weg mit einer Grundauslastung durch einen festen Kundenstamm rechnen kannst, hast du gute Voraussetzungen. Wenn du die Kunden nach der Gründung erst nach und nach akquirieren musst, ist dein Risiko deutlich höher.
In der Regel ist ein angemessenes Einkommen bei Selbstständigen erst nach einer Anlaufzeit erzielbar. Bei einem Hausmeisterservice sollte man von mindestens einem Jahr ausgehen. Dafür besteht aber auch die Chance, nach Überschreiten des Break-even mehr als ein vergleichbarer Angestellter zu verdienen.
Wie schnell du wie viel verdienst, ist Gegenstand der Umsatzplanung
Zur Beantwortung der grundsätzlichen Frage „angestellt oder selbstständig?“ musst du jenseits dieser Berechnungen die Chancen und Risiken für beide Entscheidungsvarianten durchspielen.
Selbstständig sein bedeutet eigenverantwortlich zu sein für sein Einkommen. Das größte Risiko ist, dass Aufträge ausbleiben oder nicht bezahlt werden. Aber auch Angestellte haben keine Arbeitsplatzgarantie bis zum Renteneintritt. Im Falle einer längeren Arbeitslosigkeit oder bei niedrigem Verdienst entstehen auch hier Lücken in der Altersvorsorge.
Seit Mitte der 80er Jahre berät und unterstützt Günther Flock Existenzgründer auf dem Weg in die Selbständigkeit. Jede Gründung oder Übernahme, die er betreut ist für ihn und sein Team aus Betriebswirten, Finanzierungsspezialisten und Ingenieuren etwas Besonderes, in das er Herzblut steckt und ein Stück des Weges begleiten.
Du möchtest Kommentare bearbeiten, voten und über Antworten benachrichtigt werden?
Jetzt kostenlos Community-Mitglied werden