So, jetzt hat es auch der SPIEGEL gemerkt: Die Zahl der Firmengründungen in Deutschland ist auf dem tiefsten Stand "seit Beginn der Berechnungen".
Warum nur? Die "Selbstständigkeit ist out" titelt der Autor eines gerade auf SPIEGEL Online veröffentlichten Beitrags etwas irreführend.
Ein solcher Artikel, auch wenn man sich über das eine oder andere vielleicht ärgert, bietet immer die Chance, etwas für unsere gemeinsamen Anliegen zu tun.
Deshalb die Bitte an alle Mitglieder und Unterstützer des VGSD: Schaut Euch den Artikel an und schreibt einen kurzen Kommentar mit Eurer Meinung auf SPIEGEL Online, thematische Anregungen findet ihr unten.
Nach unserer Erfahrung haben Leser-Kommentare erheblichen Einfluß auf die weitere Berichterstattung der Redaktion. Viele Kommentare PRO Selbstständigkeit und CONTRA gründerfeindliche Politik führen zu einer verstärkten (und positiveren) Berichterstattung über die Anliegen von Gründern und Selbstständigen in den Medien.
Worüber man sich aufregen kann (gerne könnt Ihr für Euren Kommentar einen oder mehrere Aspekte herausgreifen):
- Die Selbstständigkeit ist nicht out - wie der Autor schreibt, sondern die, die gründen wollen, werden systematisch von offiziellen Stellen wie Arbeitsagenturen entmutigt - und von Medien in ein schlechtes Licht gerückt.
- Zitat: "Der Arbeitsmarkt ist so schön sonnig, und Gründungszuschüsse fließen nur noch selten" - Der Autor erweckt den Eindruck, Gründer hätten eine Hängematten-Mentalität. (Erst am Ende räumt er ein, dass Selbstständige deutlich mehr arbeiten als andere.)
- Entsprechend häufen sich unterhalb des Beitrags Kommentare, die Gründerbashing betreiben: "Wollen ja doch alle nur Subventionen abgreifen", "haben keinen Mut zum Risiko"
- Zitat: "Die Auszahlung liegt nun im Ermessen der Arbeitsagentur, weil das Bundesministerium für Arbeit die Handbremse zog." - Eine Vollbremsung wäre sicher das passendere Bild für die Politik des BMAS oder auch das gezielte Lenken der Gründungsförderung auf einen Brückenpfeiler...
- Zitat: "Jetzt müssen BA-Mitarbeiter Geschäftskonzept und "persönliche Eignung der Gründer" unter die Lupe nehmen - in erster Linie um den Haushalt der Bundesagentur zu entlasten" - Businessplan und persönliche Eignung müssen beim Gründungszuschuss und Vorgängerinstrument Überbrückungsgeld schon immer geprüft werden, das ist nicht neu. Der Zusatz, dass das Ziel in erster Linie Einsparungen (und nicht aussichtsreichere Gründungen) sind, ist korrekt.
- Zitat: "Die Zahl der Menschen, die sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machten, sank 2012 um fast ein Drittel." - Diese Angabe ist nicht nachvollziehbar. Richtig ist, dass die Zahl der Gründungen mit Gründungszuschuss 2012 gegenüber dem Vorjahr um 85 Prozent zurückgingen.
- Zitat: "Der Antrag auf Gründungszuschuss ist zur Lotterie geworden." - Das ist richtig, aber inzwischen haben eine ganze Reihe von Arbeitsagenturen erkannt, dass ihre restriktive Politik völlig überzogen ist und vergeben den Gründungszuschuss wieder etwas großzügiger. Allerdings werden immer noch viele Gründungswillige von Arbeitsagenturen oft mit irreführenden Angaben systematisch entmutigt (oder lassen sich nicht zuletzt von Berichten wie diesem abschrecken). Es ist ein dauerhafter Schaden für das Gründungsgeschehen in Deutschland entstanden und es wird viele Jahre dauern, dies wieder rückgängig zu machen.
- Gründer und kleine Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern schaffen 40 Prozent der Jobs in Deutschland. (vgl. http://bit.ly/11aIewF). Es ist besorgniserregend, wenn in diesem Segment die Zahl der neuen Jobs bereits von 2011 auf 2012 um 14 Prozent abgenommen hat. Denn hier werden die Jobs geschaffen. Zum Vergleich: Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern schaffen nur 5 Prozent der neuen Jobs in Deutschland.
- Es ist höchste Zeit, dass der SPIEGEL ausführlicher über die aktuelle gründerfeindliche Politik und ihre Auswirkungen berichtet.
Der Beitrag basiert auf einer dpa-Meldung, die voraussichtlich auch in vielen anderen Medien aufgegriffen werden wird - natürlich könnt Ihr Euren Kommentar dort auch posten.
Auslöser war eine am Dienstag veröffentlichte Studie der KfW, die den Rückgang der Gründungen als äußerst besorgniserregend bewertet, weil Gründer und Selbstständige einen Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland schaffen und unverzichtbar für Innovation und Strukturwandel sind.
Schon jetzt vielen Dank fürs Mitmachen! Jeder Kommentar zählt, auch wenn noch so kurz.
Du möchtest Kommentare bearbeiten, voten und über Antworten benachrichtigt werden?
Jetzt kostenlos Community-Mitglied werden