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Sollte ich größere Einzahlungen in ETFs für die Altersvorsorge über einen gewissen Zeitraum strecken?

1 Person fragt sich das

Während meiner Anstellung habe ich einen Rentenanspruch erworben und auch einiges angespart. Das habe ich nach der Gründung vor zwei Jahren erst mal liquide angelegt, für den Fall, dass es länger dauert, bis ich von der Selbstständigkeit leben kann.

Nachdem mein Geschäftsmodell die Coronazeit und damit die Feuerprobe bestanden hat, möchte ich die angeparte Liquidität gerne mit höherer Rendite fürs Alter anlegen (ca. 120.000 Euro - weitere 30.000 Euro möchte ich weiter liquide halten), die "risikofreie" Anlage auf einem Giro- oder Sparkonto ist in Zeiten der Inflation ja alles andere als risikofrei, sondern eher programmierte Geldvernichtung...

Momentan haben die Börsen einen Dämpfer bekommen, so dass die Zeit für einen Einstieg vielleicht nicht schlecht ist. Andererseits: Wer weiß wie es weiter geht?

Sollte ich die 120.000 Euro auf einen Schlag in ETFs anlegen oder sollte ich die Einzahlungen in die ETFs über einen gewissen Zeitraum verteilen? Falls ja: wie lange größenordnungsmäßig?

Mitgliederfrage (via VGSD)
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1 Antwort

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Diese Frage spricht das Thema Market-Timing an. Generell gilt: "Time in the market beats timING the market."

Schauen wir uns das etwas genauer an. Zunächst zur Bemerkung "Momentan haben die Börsen einen Dämpfer bekommen, so dass die Zeit für einen Einstieg vielleicht nicht schlecht ist. Andererseits: Wer weiß wie es weiter geht?"
–> Die Weltwirtschaft steht aktuell (Juni 2022) vor einer Wende. Die Konjunkturaussichten sind trüb. Die Ära des billigen Geldes ist vorbei. Wir haben derzeit eine Mischung aus hoher Inflation, rasch steigenden US-Zinsen und schwachem Wirtschaftswachstum. Diese Mischung zieht die Kurse derzeit nach unten. Das wird vermutlich noch eine Weile so weitergehen.

Das muss Dir beim Investieren klar sein. Es kommt derzeit darauf an, Turbulenzen (Kursverluste) zu überstehen. Wer in der Phase niedriger Kurse Geld zum Investieren hat, dürfte auf lange Sicht gewinnen.

Allerdings weiß niemand, wann der Tiefpunkt erreicht ist. Daher musst Du damit rechnen, dass nach einer Einmal-Anlage eines großen Betrages zunächst einmal Verluste kommen. Die musst Du aushalten. Hast Du bisher noch nicht so viel Erfahrung mit dem Auf und Ab an den Finanzmärkten, kann der Blick auf die roten Zahlen im Depot sehr stressig sein. Wenn Dich das betrifft und Du ruhig schlafen willst, teile den Anlagebetrag lieber auf und investiere zum Beispiel 10TE pro Monat verteilt auf die kommenden 12 Monate. Oder 5TE pro Monat verteilt auf die kommenden zwei Jahre.

Mit einem Depot bei der DKB könntest du das automatisieren. Die Ausführung eines Sparplans kostet nur 1,50 Euro pro Ausführung, unabhängig von der Höhe der Sparrate. Die Automatisierung bewahrt Dich davor, die Ausführung zu vergessen bzw. von Deinem Plan abzuweichen.

Sehen wir mal ab von der Psychologie (Entscheidung für Sparraten aus Angst vor Verlusten und zur Stärkung des inneren Friedens) und schauen auf die nackten Fakten, erweist sich die Einmalanlage allerdings als ernst zu nehmende Alternative. Das Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar hat unter Leitung von Paul Kaplan in Toronto untersucht, wie sich Einmalanlagen gegen Sparpläne am US-Aktienmarkt zwischen 1926 und 2019 geschlagen haben. "Für die Zeit zwischen Januar 1926 und August 2019 wurden Sparpläne über alle verfügbaren rollierenden Zeitperioden zwischen zwei und 120 Monaten Einmalinvestments gegenübergestellt. Beispielsweise existieren 1.115 Zehn-Monats Perioden in diesem Zeitraum. Für jede dieser Zehnmonats-Sparplan-Periode wurde eine entsprechende Einmalanlage gegenübergestellt." (Quelle: www.morningstar.de­/de/news/1­…sicht.aspx)

Ergebnis: "In 72,2 Prozent der Fälle erwies sich die Rendite von Einmalanlagen der Rendite der Sparpläne als überlegen. Je länger der Zeithorizont, desto besser schlugen sich Einmalanlagen. Bei den 120-Monatsperioden waren Sparpläne in weniger als zehn Prozent der Fälle einer Einmalanlage überlegen." (ebenda)

Es zeigte sich zudem, "dass die Volatilität einer Einmalanlage in der Vergangenheit geringer war als die eines Sparplans." (ebenda).

Fazit: Die Langfrist-Analyse zeigt, dass die Einmalanlage einem Sparplan prinzipiell überlegen ist.

Der deutsche ETF-Experte Gerd Kommer zeigt Ähnliches auf. Er vergleicht zwei Anleger, die jeweils 100.000 Euro investieren: Anna und Robert. Anna investiert das Geld auf einen Schlag, Robert gestreckt auf drei Jahre (36 Monate). Um die Ergebnisse in sehr unterschiedlichen Marktlagen sehen zu können, wurden Investitionszeiträume von Januar 1926 bis Mai 2020 betrachtet.

Ergebnis: "Anna gewinnt das Rennen in 73% der Fälle. Sie liegt häufiger vorne und der durchschnittliche reale Vermögensendwert nach 36 Monaten beträgt bei ihr rund 126.000 Euro gegenüber nur ca. 113.000 Euro bei Robert. Das ist im Mittel eine kumulative Mehrrendite von 11,5%. " (Quelle: gerd-kommer.de­/einmalanl­…nvestment)

"Natürlich befinden sich in den 27% aller Fälle, die zu Gunsten von Robert verlaufen, auch einige wenige, bei denen Roberts Renditevorteil (genauer gesagt sein relativer Verlustvorteil) hoch ist" (ebenda). Doch bleibt die Gesamtschlussfolgerung eindeutig: Der Soforteinstieg per Einmalanlage schlägt den gestreckten Einstieg als „Phaseninvestment“ deutlich.

Willst Du es noch genauer wissen, sei Dir die Lektüre des Blogbeitrags "Einstieg in den Aktienmarkt: Einmalanlage oder Phaseninvestment?" von Gerd Kommer und Alexander Weis empfohlen: gerd-kommer.de­/einmalanl­…nvestment

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