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ifo Geschäftserwartungen verdüsterten sich im September weiter So viel Pessimismus war noch nie

In der ersten Februarhälfte 2022 blickten die Selbstständigen recht optimistisch in die Zukunft: Die Wintermonate und damit die Covid-Einschränkungen waren großenteil überstanden. Doch schon wenige Tage später, am 24.2.2022 begann der Ukraine-Krieg und vor allem die damit verbundene Energiekrise führte zu einer massiven Verdüsterung ihrer Erwartungen.

ifo Geschäftslage und -erwartungen für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen (blau) und Gesamtwirtschaft (orange)

Die Befragung in der ersten Septemberhälfte (noch vor Beginn der "Teilmobilmachung" in Russland) brachte nun erneut eine starke Eintrübung. Die Geschäftserwartungen sowohl von Solo- und Kleinstunternehmen als auch der Gesamtwirtschaft haben mit -41,8 bzw. -42,3 Punkten ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht. (Das entspricht einer Verschlechterung gegenüber dem Vormonat um 14,1 bzw. 11,0 Punkten.)

Gesamtwirtschaft korrigiert Lage-Einschätzung deutlich nach unten

Im Gegensatz dazu hat sich die aktuelle Geschäftslage bei Solo- und Kleinstunternehmen mit einem Rückgang von 0,6 kaum verändert, liegt aber mit 2,8 ohnehin auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Lage der Gesamtwirtschaft hat sich um 6,9 auf 15,4 Punkte und damit deutlich stärker verschlechtert.

2,8 versus 15,4 Punkte: Weiterhin ist die Geschäftslage der "Kleinen" deutlich schlechter als die der Gesamtwirtschaft, wobei sich der Abstand zwischen beiden von 18,9 auf nun 12,6 reduziert hat.

Geschäftsklima erreicht getrieben von negativen Erwartungen neuen Tiefstpunkt

Das Geschäftsklima fasst Lage und Erwartungen in einem Index zusammen. Vom starken Rückgang der Erwartungen getrieben hat auch das Geschäftsklima einen neuen Tiefpunkt erreicht. Es beträgt für die Gesamtwirtschaft nun -15,7 bzw. für Solo- und Kleinstunternehmen -20,9. Der Abstand zwischen "Großen" und "Kleinen" hat sich auch hier verringert.

Preiserhöhungsdruck nimmt wieder zu

Nachdem der Anteil der Befragten, die über Preiserhöhungen nachdenken, jeweils drei Monate lang abgenommen hatte, nahm der Preiserhöhungsdruck im September sowohl bei Solo- und Kleinstunternehmen als auch in der Gesamtwirtschaft wieder deutlicher zu und liegt nun bei 46,0 bzw. 53,5 Prozent.

Wirtschaftssektoren: Auch Dienstleister/innen schauen immer negativer in Zukunft

ifo Geschäftslage und -ewartungen für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen nach Sektoren

Schaut man sich Erwartungen, Lage und Klima bei Solo- und Kleinstunternehmen nach Sektoren an, zeigen sich starke Unterschiede zwischen Dienstleistungs- und anderen Wirtschaftsbereichen. Zwar sind auch die Erwartungen der Dienstleister/innen in den letzten Monaten regelrecht abgestürzt auf nun -30,5 Punkte. Aber verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe und Einzelhandel schauen mit -52,2, -54,4 und -57,1 Punkten noch pessimistischer in die Zukunft.

Das liegt sicher daran, dass die Lage im Dienstleistungssektor mit 14,4 Punkten zwar seit Monaten rückläufig, aber noch immer positiv ist (im Juni 2022 hatte die Lage mit 24,0 ihren bisherigen Höhepunkt erreicht).

Die Bauwirtschaft, deren Lage vor einem Jahr noch mit 24,5 Punkten bewertet wurde, hat seitdem stark an Optimismus verloren und liegt nun mit -0,9 Punkten im neutralen Bereich, allerdings deutlich vor Einzelhandel und verarbeitendem Gewerbe mit -10,9 und -12,1 Punkten.

Warum Energiekosten-Zuschüsse bei Solo- und Kleinstunternehmen nicht ankommen

"Solo- und Kleinstunternehmer/innen haben den Eindruck, von der Politik übersehen zu werden, trotz ihrer besonders schwierigen Lage. Die Regierung tut sich – wie schon während der Covid-Krise – schwer, ihnen zielgerichtet zu helfen", fasst VGSD-Vorstand Andreas Lutz die Stimmung unter den Selbstständigen zusammen.

Das liegt maßgeblich an der Funktionsweise bisheriger Hilfen, die direkt bei den gestiegenen Energiepreisen ansetzen: "Während bei großen, energieintensiven Unternehmen, die Auswirkungen hoher Gas- und Strompreise unmittelbar zu beziffern sind, stehen kleine Unternehmen weiter hinten in der Wertschöpfungskette. Sie sind nicht weniger, aber indirekter von der Krise betroffen, insbesondere durch die Kaufzurückhaltung ihrer Kunden sowie durch steigende Preise energieintensiver Vorleistungen."

Beispiel: Ein großer Seminaranbieter verfügt über eigene Räume, die Auswirkungen höherer Heizkosten sind leicht nachweisbar. Ein kleiner Anbieter mietet die Räume tagesweise, für ihn ist es deutlich schwieriger, den jetzt deutlich höheren Preis kausal auf gestiegene Energiekosten zurückzuführen. Energiekosten-Zuschüsse helfen kleineren Unternehmen deshalb kaum.

VGSD fordert 3.000 Euro steuer- und sozialabgabefrei sowie Verlängerung der Neustarthilfe

Der VGSD fordert deshalb pauschale Hilfen: "Arbeitnehmer/innen und Beamte erhalten 2023/24 bis zu 3.000 Euro ihres Gehalts steuer- und sozialversicherungsfrei. Das muss zwingend auch für Selbstständige gelten. Auch über eine Verlängerung der Neustarthilfe sollte dringend nachgedacht werden."

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