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Lesetipp KfW-Untersuchung zu Selbstständigkeit Mehr Menschen würden gerne gründen – immer weniger trauen sich

Nicht mal ein Viertel der Erwerbsfähigen in Deutschland wäre gerne selbstständig – dabei hat die Bereitschaft zu gründen eigentlich zugenommen. Tatsächlich gegründet wird immer weniger. Die KfW hat nach den wichtigsten Gründungshemmnissen gesucht.

Immer mehr Menschen können sich vorstellen, sich selbstständig zu machen – immer weniger wollen es sein.

"Wenn Sie, unabhängig von Ihrer aktuellen persönlichen Situation, zwischen verschiedenen Arten von Berufstätigkeit wählen könnten, wären Sie dann lieber angestellt oder lieber selbstständig?" So lautet die Frage, mit der ermittelt wird, ob Menschen eine sogenannte Gründungspräferenz haben. Auf diese Frage antworteten in einer gerade von der KfW veröffentlichten Studie 23 Prozent der 18- bis 67-Jährigen mit "selbstständig". Rechnet man die Menschen heraus, die aktuell selbstständig sind oder es schon einmal waren, sind es nur 17 Prozent.

Seit Jahren ist die Gründungspräferenz in Deutschland ähnlich niedrig, doch das war nicht immer so: Gegenüber dem Jahr 2000 hat sich die Gründungspräferenz fast halbiert. Damals lag sie bei 45 Prozent. Bis zum Jahr 2009 lag sie auf ähnlichem Niveau mit damals 41 Prozent, von da an ging die Schere auseinander beziehungsweise die Gründungspräferenz stetig zurück.

Gründungspräferenz von 2000 bis 2022

Gründungsbereitschaft steigt

"Nicht durch Zufall wurde der VGSD im Jahr 2012 gegründet. In den Jahren ab 2009 verschlechterte die Große Koalition die Bedingungen für Selbstständigkeit stetig. Der Gründungszuschuss wurde 2011 zusammengestrichen, die Förderungen gingen um 80 Prozent zurück. Das KfW-Gründercoaching und die Seminarförderung wurden abgeschafft. Seitdem wird Selbstständigkeit in der Politik tendenziell negativ dargestellt, die Anstellung soll das Ziel des Erwerbslebens sein", sagt VGSD-Vorstand Andreas Lutz.

Die Idee, sich selbstständig zu machen, verschwindet dabei nicht. Die andere Frage, die bei der Studie gestellt wurde, lautet nämlich: "Können Sie sich vorstellen, sich einmal selbstständig zu machen?" Mit ihr wird die sogenannte Gründungsbereitschaft festgestellt. Das Erstaunliche ist: Diese Frage beantworteten immerhin 30 Prozent der Menschen ohne Selbstständigkeitserfahrung mit "Ja", und dieser Wert ist, gegenläufig zur sinkenden Gründungspräferenz, in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Insbesondere bei Menschen unter 40 Jahren ist die Gründungsbereitschaft hoch. Wie passt das zusammen?

Immer wieder dieselben drei Gründe

Die Gründungsbereitschaft schlägt sich jedenfalls nicht in einer steigenden Zahl von Gründungen nieder. Im Gegenteil. Die tatsächliche Gründungstätigkeit ist seit 2014 um 40 Prozent zurückgegangen. Die KfW hat nach den Gründungshemmnissen gesucht – und dabei zu verschiedenen Zeitpunkten und unter unterschiedlichen Bedingungen immer wieder dieselben drei Gründe gefunden:

  • Kapitalmangel
  • Sicherheitsbedürfnisse 
  • Bürokratie

Vorschläge wie ein Forderungskatalog des VGSD

Wobei das Hemmnis Bürokratie "schwierig einzugrenzen" sei, wie Georg Metzger, der die Studie bei der KfW verantwortet, sagt. Mit Fragen zu erfassen, was mit Bürokratie im Einzelnen gemeint sei, sei bisher nicht gelungen. Die Hemmnisse sind bei Frauen noch deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern.

Die KfW-Studie macht Vorschläge, wie man dem Sicherheitsbedürfnis der Gründungsbereiten begegnen könnte. Sie lesen sich wie eine Forderungsliste des VGSD. Die Studie zählt auf: 

  • Absenkung des Mindestbeitrags zur gesetzlichen Krankenversicherung für freiwillig versicherte Selbstständige
  • Ausweitung der Verdienst-, Arbeitszeit- und Beschäftigungsgrenzen, bis zu denen Selbstständige familienversichert sein können
  • Einführung von Gleitzonen ähnlich der Regelung bei Midijobs
  • Verbesserung des Elterngelds für Selbstständige
  • Bessere Angebote zur Kinderbetreuung

Selbstständige sind für die Wirtschaft unverzichtbar

In Sachen Bürokratieabbau lauten die Vorschläge:

  • Vereinfachung von Steuergesetzen, Anmeldeprozessen und Formularen
  • Bündelung von Behördenkontakten
  • Digitalisierung der Verwaltung

"Wir können diesen Vorschlägen nur beipflichten", sagt VGSD-Vorstand Andreas Lutz. "Das Klima in Deutschland muss endlich wieder Selbstständigen-freundlicher werden. Selbstständige sind für die Wirtschaft unverzichtbar und bringen den Wandel voran, wie erst vergangenes Jahr eine IW-Studie gezeigt hat."

Wie sind deine Erfahrungen? Was würde die Gründungstätigkeit in Deutschland wieder voranbringen? Teile uns deine Meinung gerne in den Kommentaren mit!

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