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Stärker als zuvor - Katharina Mandlinger, Redakteurin "Es lohnt sich unbedingt, Bedenken beiseite zu lassen"

Katharina hört lieber auf ihr Bauchgefühl als auf Bedenken.

Warum bist du - aufgrund deiner Selbstständigkeit - stärker als zuvor? Das wollen wir von unseren Mitgliedern wissen, denn wir Selbstständigen sind mal mutig und stark - um dann auch wieder schwierige Entscheidungen treffen und Situationen meistern zu müssen, die uns zweifeln lassen und herausfordern. Letztlich wachsen wir dabei über uns hinaus. Heute spricht Redakteurin Katharina Mandlinger in unserer Reihe "Stärker als zuvor" darüber, warum es sie stark gemacht hat, persönliche Grenzen zu setzen.

"Versuch macht kluch"

Ich heiße Katharina Mandlinger und arbeite seit 2013 als freie Redakteurin. Meine Selbstständigkeit begonnen habe ich mit 30 Jahren. Redakteurin werden wollte ich schon als Schulkind, das Schreiben war und ist einfach meine Ausdrucksform. Dass ich mich damit selbstständig machen würde, hätte ich allerdings lange komplett ausgeschlossen. Als eher sicherheitsorientierter Mensch ist mir diese Option lange gar nicht erst in den Sinn gekommen. Bis ich – damals noch in Remote-Festanstellung – in einer Hamburger Bürogemeinschaft plötzlich von vielen tollen Freelancer*innen umgeben war. Diese Freiheit, mit der die Leute ihr Arbeitsleben gestalten konnten, die wollte ich auch. Also dachte ich „Versuch macht kluch“ und bin ins kalte Wasser gehüpft.

Grundvertrauen, Neugier, Netzwerk

Es fiel mir nie schwer, mich selbst zu organisieren und zur Arbeit zu motivieren. Ich brauche niemanden, der mir über die Schulter schaut; ab und an eine Deadline am Horizont hilft dann aber doch. Der größte Erfolg meiner Selbstständigkeit ist ganz schlicht, dass sie mich jetzt seit bald zehn Jahren gut durchs Leben trägt. Mit den üblichen Höhen und Tiefen natürlich, aber unterm Strich liebe ich meinen Job sehr – und meine Selbstständigkeit ermöglicht es mir, ihn einer Weise auszuführen, die ich für richtig halte und die für mich gut funktioniert. Für diese Erfolge waren drei Faktoren entscheidend: ein Grundvertrauen in meine eigenen Kompetenzen, der Drang, immer wieder Neues dazuzulernen und nicht stehenzubleiben und ein fabelhaftes Netzwerk an Kolleg*innen und Kund*innen.

Finger in die Content-Wunde

Ohne mich würde meiner Kundschaft Klarheit in ihrer Kommunikation fehlen, zielgruppengerechter Content zu komplexen Themen – und nicht zuletzt auch jemand, der mal den Finger in die (inhaltliche) Wunde legt. Tut kurz weh, kommt aber der Qualität zugute.

Meine Kund*innen schätzen, dass ich sehr strukturiert und zuverlässig arbeite. Das hilft mir in meinem Business, weil ich eine gewisse Grundstrukturiertheit für eine wichtige Basis von kreativer Arbeit halte. Wenn ich fabelhafte Inhalte liefere, aber die Deadline reiße, ist niemandem geholfen – mit einem pünktlichen, aber uninspirierten Text genauso wenig. Struktur und Kreativität gehen Hand in Hand.

"Ein funktionierendes Netzwerk ist die halbe Miete“

Schaue ich auf meine Selbstständigkeit zurück, bin ich besonders dankbar für mein großes, buntes Netzwerk. Das habe ich über die Jahre wahnsinnig zu schätzen gelernt. Dort finde ich Austausch und Inspiration, offene Meinungen, hilfreiche Tipps und nicht zuletzt auch neue Projekte und Aufträge. Aus dieser Erfahrung heraus denke ich, ein funktionierendes Netzwerk ist für Freelancer*innen die halbe Miete.

Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich Mitglied im VGSD bin. Selbstständige sind ein wichtiges Zahnrad in vielen Branchen, mit ihren Interessen aber oft völlig unterrepräsentiert. Das hat nicht zuletzt Corona schmerzhaft deutlich gemacht. Umso wichtiger ist es, dass wir uns vernetzen, gebündelt auftreten und unsere Anliegen mit Nachdruck formulieren. Was ich am Verband schätze, ist deshalb nicht zuletzt, dass er uns Selbstständigen und Gründer*innen eine gewichtige Stimme verleiht.

"Was ich mir wünsche: ein bisschen Luft im Kalender“

Ich lege großen Wert darauf, eine Balance hinzubekommen zwischen „selbst“ und „ständig“. Klar darf es mal hektisch werden, dürfen Deadlines eng getaktet sein oder Überstunden anfallen. Unter Dauerdampf stehen möchte ich in meinem Job allerdings nicht (mehr). Stattdessen erlaube ich mir etwas anderes, nämlich: ein klein bisschen Luft in meinem Kalender. Manchmal wollen die Worte einfach nicht fließen, dann hilft eine Kopf-Pause. Manchmal lasse ich Texte über Nacht „abhängen“ und gucke am nächsten Morgen mit frischem Blick drüber. So viel Luft muss sein.

An diesem Fehler bin ich am meisten gewachsen: meine Grenzen nicht (oder nicht deutlich genug) zu kommunizieren. Wegen solcher „Grenzgespräche“ habe ich mir in der Vergangenheit viele Gedanken gemacht: „Bleibt mir der Kunde gewogen, wenn ich den ASAP-Auftrag ablehne?“, „Kann ich nachkalkulieren, wenn aus zwei Korrekturschleifen sechs werden?“ etc. Diese Sorgen hätte ich mir sparen können: Klar kommuniziert, finden Grenzen in aller Regel Akzeptanz beim Gegenüber. Nicht mal der Projektsegen hängt deswegen schief. Dieses Learning ereilt früher oder später sicher viele Freelancer*innen: Du musst schon für dich selbst einstehen.

Rückblickend möchte ich eine Erfahrung nicht missen: loszugehen, ohne zu wissen, was der Weg bringt. Auch wenn es mir bisweilen schwerfällt, lohnt es sich unbedingt, Bedenken beiseite zu lassen und dem eigenen Bauchgefühl zu folgen.

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