Am 17. Juni fand in Berlin eine Podiumsdiskussion zum Thema "Wie gründerfreundlich ist Deutschland" statt. Unter der Leitung von Horst von Buttlar (Capital-Chefredakteur) diskutierten die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Brigitte Zypries (SPD), der FDP-Vorsitzende Christian Lindner, der Entrepreneurship-Forscher Dr. Klaus-Heiner Röhl und die Gründerin Verena Pausder. Im Publikum saßen drei VGSD-Mitglieder, die uns Bildern und Text von der Veranstaltung berichteten. Besonders interessant war die Veranstaltung durch die Teilnahme von Zypries, deren Chef Sigmar Gabriel vor kurzem "Die neue Gründerzeit" ausgerufen hatte und zeitgleich mit der Seminarförderung eine der letzten Formen breiter Gründungsförderung abgeschafft hatte.
Zu Beginn der Diskussion stellte Klaus-Heiner Röhl eine Studie des Institut der deutschen Wirtschaft in Köln mit dem Untertitel "Wie gründungsfreundlich ist Deutschland?" vor.
Deutschland befindet sich auf Platz 114 der Länder nach Gründungsaktivitäten (Doing Business Report 2015), die letzte Grundlage für die Gründung eines Weltkonzerns wurde vor 40 Jahren mit SAP gelegt. Laut Doing Business Report liegt im Ranking der Länder nach Gründungsaktivitäten ganz vorne Israel dank Militär- und Medizintechnik. Das Augenmerk liegt hier also nicht auf Gründungen sondern der Blick gilt Startups, Fragestellung ist, ob wir in der Lage sind "ein neues Facebook" zu entwickeln. Passend dazu wurde Berlin, mit 39% die ungeschlagene Hauptstadt der Gründerszene (alle 20 Stunden wird in Berlin ein Start-Up gegründet) als beispielhaft für die gesamte Republik hervorgehoben. Dieses Phänomen solle in die Fläche getragen werden.
Unser Mitglied Olaf Hoprich fragte in Richtung Wirtschaftsministerium kritisch nach: 432 Startups pro Jahr in Berlin, von denen wahrscheinlich nur noch 90 im nächsten Jahr am Markt sind, reichen dem BMWI aus, um von einer neue Gründerzeit zu sprechen? "Vielleicht wollen Sie es nicht hören, in 2014 in Ihrer Regierungszeit hatten wir den höchsten Gründungssaldo seit über 40 Jahren!" Inzwischen ist der Saldo negativ, weil die Zahl der Gründungen in Deutschland so stark gesunken ist.
Die Unternehmerin Verena Pausder berichtete aus der Gründungszeit Ihres Unternehmens und den vielfältigen Hindernissen und anfänglichen Hürden. Gerade die Bürokratie stelle für sie oftmals ein Behinderung der Arbeit dar. Hier wäre Hilfe wünschenswert gewesen, vermisst hat sie universellen und bereichsübergreifende Beratung. Das BMWI setzt hier auf das "stark angewachsene Informationsangebot von Wirtschaftsverbänden, Kammern und Ministerien u. a. im Internet" und kürzt weiter die Förderung von Gründungsberatung.
Zum Ende der Diskussion wurde die wachsende Bedeutung der Solo-Selbständigkeit angesprochen. Deshalb wurde angeregt, die Regularien zum Thema Scheinselbstständigkeit zu überarbeiten. Es wurde festgestellt, dass die Gleichsetzung von Solo-Selbständigkeit mit Scheinselbständigkeit unsinnig sei. Konkrete Vorschläge wurden leider nicht diskutiert.
Du möchtest Kommentare bearbeiten, voten und über Antworten benachrichtigt werden?
Jetzt kostenlos Community-Mitglied werden