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Warum bist du selbstständig? - Elisabeth Namiri, Fach-Mediatorin "Ich habe etwas zu sagen."

Elisabeth Namiri wollte sich eigentlich nie selbstständig machen. Heute ist sie froh darüber.

Elisabeth Namiri ist Fach-Mediatorin im Bereich Wirtschaft und selbstständig im Arbeitsschutz. Dabei ist sie auf die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung spezialisiert. Eigene einschneidende Erfahrungen in Firmen, die ihre Mitarbeiter heillos überforderten, und zwei letztendlich "heilsame" Kündigungen brachten sie auf die Idee, sich selbstständig zu machen.

Eigentlich war das nie ihr Plan. Heute ist sie froh, diesen Schritt gegangen zu sein und kann anderen nur raten, immer weiter zu machen und durchzuhalten.

Selbstständig wollte ich nie werden – absolut undenkbar

Selbstständig wollte ich nie werden – absolut undenkbar. Bis die Firma, in der ich 15 Jahre lang im Vertrieb tätig war, zunehmend in finanzielle Schieflage geriet. „Wir sind praktisch insolvent“, hieß es. Ich habe das ein Jahr lang mitgetragen, dann habe ich mich anderswo beworben – die zehnte Bewerbung war erfolgreich.

Meine neue Firma war „hip“ – Hochglanzkatalog mit Fotos strahlender, hervorragend ausgebildeter, hochmotivierter Mitarbeiter, strukturierte Einarbeitung und ein exzellentes Betriebsklima. Allerdings viel Stress, ständig Ausschreibungen und lange Arbeitszeiten. Aufgrund von Change-Prozessen sollte sich das Betriebsklima innerhalb kürzester Zeit drastisch ändern. Bald war die Firma nicht mehr wiederzuerkennen.

Nach zwei Kündigungen: Ich habe etwas zu sagen

Ich habe die Nervenzusammenbrüche von zwei Kolleginnen, die heillos überlastet waren, aber nicht ernst genommen wurden, hautnah miterlebt. Nach einem Gespräch mit der Geschäftsleitung, um das ich ersucht hatte, erhielt ich die Kündigung. Daraufhin folgte eine Fortbildung und eine Arbeitsstelle, auf der Mobbing durch eine junge Kollegin an der Tagesordnung war. Ich war den "Anforderungen" nicht gewachsen: Hunderte Blätter tagtäglich schnellstmöglich durch einen Scanner zu ziehen war einfach nicht mein Ding. Auch nicht, für Ausschreibungen innerhalb kürzester Zeit Hunderte von Positionen zu kalkulieren. Ich erhielt zum zweiten Mal die Kündigung.

Zwischenzeitlich hatte ich eine Ausbildung zur Fach-Mediatorin Wirtschaft erfolgreich abgeschlossen und ein Gründungs-Coaching begonnen. Mir war klar – ich wollte mir Gehör verschaffen, auf meine Art. Ich hatte etwas zu sagen. Am 8. Mai 2017 wusste ich – ich mache mich im Arbeitsschutz selbstständig, mit der „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung“. Mein „Heureka“ hat man mit Sicherheit durch den ganzen Ort gehört.

Vernetzung ist wichtig, gerade in Corona-Zeiten

In vier Jahren habe ich unglaublich viel Expertise erworben und Erfahrung gewonnen. Ich musste mir völlig neue Felder erschließen. In puncto Digitalisierung und DSGVO bin ich auf aktuellstem Stand, mein (Selbst-)Marketing mache ich vorwiegend allein, effizient und erfolgreich.

Ich halte Vorträge und gebe Webinare, bin mit vielen großen und kleinen, regionalen und überregionalen Institutionen und Menschen vernetzt, was gerade auch in Corona-Zeiten sehr wichtig ist. In diesen Jahren habe ich sehr viel wertvollen Input erhalten und jederzeit gerne, dankbar, großzügig und aus vollem Herzen geholfen, wo MEIN Einsatz gefordert war.

Konkurrzendenken abgelegt: "Der Kuchen reicht für alle"

Ohne mein Netzwerk wäre ich zu Beginn der Corona-Pandemie vielleicht das eine oder andere Mal verzweifelt, aber dank meiner Familie, meiner Steuerberaterin, der unzähligen Unternehmer-Kolleg*innen, die ihr Wissen mit mir geteilt haben, durfte ich mich weiterentwickeln und immer wieder den nächsten Schritt gehen. Auch mein Konkurrenzdenken habe ich - größtenteils - abgelegt – nach dem Motto: „Der Kuchen reicht für alle“.

Wenn ich morgen sterbe, hat sich mein Leben gelohnt. Trotz Corona (und der Existenzsorgen, die ich natürlich auch hatte und habe), bin ich glücklich und zufrieden, dass ich MEINE Berufung gefunden habe und andere Menschen unterstützen darf, friedvoller und effizienter zusammenzuarbeiten und ihr Potenzial zu entwickeln.

Deshalb, liebe Unternehmer-Kolleg*innen, gebt nicht auf, glaubt an Euch, es werden sich immer wieder neue Wege auftun: „Wer sich entschieden hat, etwas zu tun, und an nichts anderes denkt, überwindet alle Hindernisse“ (Zitat eines venezianischen Schriftstellers und Abenteurers des 18. Jahrhunderts).

Anmerkung:

Unsere Aktion "Warum bist du selbstständig?" stieß bei euch auf eine große Resonanz, worüber wir uns sehr freuen. Dabei haben wir deutlich mehr Zuschriften bekommen als wir erhofft haben. Wir bedanken uns herzlich bei euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit uns eure Geschichte zu teilen.

Wie ihr bestimmt schon gesehen habt, haben wir bereits eine Reihe von Warum-Geschichten veröffentlicht. Die Geschichten, die wir auswählen, zeigen immer neue Aspekte und Gründe für eure Selbstständigkeit: Seid ihr Unternehmer, weil eurer Kreativität in dieser Berufsform keine Grenzen gesetzt sind, weil die Freiheit durch eine Selbstständigkeit unbezahlbar ist - oder warum? Wir möchten mit der Auswahl der Geschichten der Vielfalt an Gründen für eine Selbstständigkeit Rechnung tragen und diese Bandbreite aufzeigen. Wir bitten daher um euer Verständnis, wenn wir deshalb nicht jede Geschichte veröffentlichen können, hoffen aber, euch durch immer neue Ansichten inspirieren zu können.

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