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Was ist dein Beitrag als Selbstständige zu Wirtschaft und Gesellschaft? „Meine Arbeit bewirkt, dass Patienten sichere Medikamente erhalten – und wir unabhängiger von Arzneimittel-Importen werden können“

Weil Monika B. anonym bleiben möchte, zeigen wir in einem Stock-Foto, wie ihre Arbeit in einer Produktionsstätte für Arzneimittel aussehen könnte.

In unserer neuen Beitragsreihe "Dein Beitrag als Selbstständige/r zu Wirtschaft und Gesellschaft" wollen wir mit deiner Hilfe Beispiele dafür geben, wie wichtig es für Wirtschaft und Gesellschaft in unserem Land ist, was wir Selbstständigen leisten. Wir wollen zeigen, dass Deutschland uns braucht, um Herausforderungen wie Klimawandel, Migration, Digitalisierung, Fachkräftemangel bewältigen und die dringend nötige Transformation von Staat und Wirtschaft schaffen zu können. Hier findest du mehr Informationen über die Reihe; wenn du in einer für die Gesellschaft wichtigen Branche tätig bist, freuen wir uns, wenn du uns von deiner Tätigkeit erzählst.

Monika B. trägt zur Versorgungssicherheit bei Arzneimitteln bei

Im ersten Text dieser Reihe geht es um die spannende und wichtige Tätigkeit von Verfahrenstechnik-Ingenieurin Monika B., die einen Beitrag dazu leistet, dass die Arzneimittelproduktion wieder in Europa geschieht. Weil Monika nicht zu Unrecht einen Verdacht auf Scheinselbstständigkeit auf sich ziehen will, tritt unser Mitglied hier anonym und mit geändertem Namen auf. Hier liest du, wie entscheidend ihr Beitrag ist:

"Wir wissen es alle (hoffentlich nur) aus den Medien und haben es hoffentlich noch nicht am eigenen Leib erfahren: Bei diversen Medikamenten besteht seit Jahren in Deutschland ein Versorgungsengpass. Galten Länder wie Deutschland früher als 'Apotheke der Welt', wurden in den letzten Jahrzehnten Produktionskapazitäten in Deutschland geschlossen. Stattdessen werden viele wichtige Ausgangsstoffe aber auch Fertigarzneimittel in Ländern wie China und Indien hergestellt und importiert. Die Politik will die Arzneimittelproduktion wieder nach Europa holen. Denn: Kommt es zu Unterbrechungen der Produktion oder zu Lieferkettenproblemen, kann die Folge sein, dass Apotheken ein Medikament nicht liefern können. Die Politik diskutiert seit dem Ausbruch der Pandemie, als Masken für das Krankenhauspersonal fehlten, dass man europäische Produktionskapazitäten wieder aufbauen muss. Unser Mitglied Monika B., Verfahrenstechnik-Ingenieurin, kann mit ihrer Arbeit einen Beitrag dazu leisten. Auf welche Weise sie das durch ihre selbstständige Tätigkeit schafft – das erzählt sie im Text.

"Niemand möchte Schaden aufgrund von Qualitätsproblemen bei Medikamenten nehmen."

"Ich bin Monika, 57 Jahre alt – und trage mit meiner Arbeit zur Verbesserung der Versorgungssicherheit bei Arzneimitteln bei, denn ich kann beim Aufbau neuer Produktionsanlagen in Deutschland und Europa unterstützen. Es kommt vor, dass in unseren Apotheken wichtige Arzneimittel nicht geliefert werden können, derzeit sind es zum Beispiel  Brustkrebsmittel und Mittel zur Behandlung bei Schlaganfall. Niemand möchte in eine Situation kommen, dass man selbst oder Angehörige, ein Freund oder eine Freundin dringend ein Medikament benötigt - und es ist nicht verfügbar. Und niemand möchte Schaden nehmen, weil es ein Qualitätsproblem mit einem Medikament gibt, oder weil Kriminelle wirkungslose oder gar schädliche Fake-Produkte in den Markt eingeschleust haben.

"Meine Arbeit bewirkt, dass Patienten notwendige Medikamente zuverlässig erhalten."

Ich bin seit 2013 als Verfahrenstechnik-Ingenieurin selbstständig tätig mit dem Schwerpunkt Engineering und Qualitätssicherung in der pharmazeutischen Produktion. Für verschiedene Unternehmen bringe ich meine jahrzehntelangen Erfahrungen im Bereich Technik und pharmaspezifischer Qualitätssicherung in Projekten ein, in denen es um Produktionsprozesse oder Neu- oder Umbau von pharmazeutischen Produktionsstätten geht. Ich erstelle z.B. Prüfpläne für Anlagen und Maschinen, ich führe Prüfungen an Anlagen und Maschinen durch, ich schaue mir Ergebnisse von Produktionsprozessen an und werte diese aus. Meine Arbeit bewirkt, dass meine Kunden Produktionsanlagen für Pharmazeutika errichten und zuverlässig betreiben können. Sie bewirkt, dass Patienten die notwendigen Medikamente zuverlässig erhalten und dass diese Medikamente sicher sind.

Anlagen müssen penibel geplant und geprüft werden

Wenn uns eine Spritze oder eine Infusion verabreicht wird und sich darin Keime oder sogar nur bestimmte Zerfallsprodukte von abgetöteten Bakterien befinden, kann dies lebensbedrohlich werden. Das bedeutet, dass die Anlagen, mit denen das Wasser hergestellt wird, das sich in jeder Spritze und Infusionsflasche befindet, sehr sorgfältig geplant und geprüft werden müssen. Ich habe schon wochenlang jede Rohrleitung in einer im Aufbau befindlichen Produktion geprüft, was durchaus ein harter körperlicher Einsatz ist, denn die Rohrleitungen verlaufen in großer Höhe unter der Decke oder an schwer zugänglichen Stellen. Noch schwieriger ist es jedoch durchzusetzen, dass Unzulänglichkeiten nachgebessert werden, denn der Rohrleitungsbauer möchte diese natürlich lieber als unkritisch einstufen anstatt nachzubessern. Mir geht es jedenfalls so, dass sich Arzthelferinnen immer wundern, warum ich bei jeder Impfung nachschaue, wo der Impfstoff hergestellt wurde, ob es vielleicht eine Fabrik ist, die ich kenne. Auch bei der demnächst anstehenden Grippeimpfung wird es wieder so sein.

Scheinselbstständigkeit würde Monika in den Ruhestand führen

Für meine Kunden ist meine Arbeit sehr wertvoll und indirekt auch für die Gesellschaft. Aber es wäre wichtig, dass die Politik dafür sorgt, dass ich sie auch weiter ausüben kann. Ich arbeite als Solo-Selbstständige, allerdings beauftragen viele Unternehmen 'Freie' nicht mehr aus Sorge vor Scheinselbstständigkeit. Noch habe ich genug zu tun. Ich möchte noch mindestens 10 Jahre lang arbeiten, aber wenn ich in meinem Beruf solche Probleme bekomme wie ich es schon via VGSD von anderen Berufsgruppen mitbekommen habe, dann setze ich mich zur Ruhe. Eine Rückkehr in Festanstellung kommt nicht in Frage. Als Selbstständige kann ich mir die Projekte aussuchen. Projekte, die mir nicht zusagen – inhaltlich oder bezüglich Einsatzort bzw. Entfernung von meinem Wohnort – nehme ich nicht an. Als Angestellte wäre ich weisungsgebunden.

Ich könnte der Solo-Selbstständigkeit entkommen, indem ich Mitarbeiter/innen einstelle. Aber ich sehe das bei Bekannten, wohin das führt: Sie sind größtenteils beschäftigt mit Mitarbeiterführung und Projektakquise. Für die eigentliche operative Arbeit – genau das, was ich gerne und gut mache – bleibt ihnen kaum noch Zeit. Aus dem Grund möchte ich weiter als klassische Freelancerin arbeiten."

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