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Netzwerktag für Selbstständige mit Barcamp am 14. + 15. Oktober 2024
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Was ist dein Beitrag als Selbstständiger zu Wirtschaft und Gesellschaft "Ich trage dazu bei, dass Reisen nachhaltiger wird!"

Achim macht sich als Campingwagen-Vermieter und -Tourenplaner einen Namen und sorgt dafür, dass andere Selbstständige und Angestellte nachhaltig Urlaub machen können.

In unserer neuen Beitragsreihe "Dein Beitrag als Selbstständige/r zu Wirtschaft und Gesellschaft" wollen wir mit deiner Hilfe Beispiele dafür geben, wie wichtig es für Wirtschaft und Gesellschaft in unserem Land ist, was wir Selbstständigen leisten. Wir wollen zeigen, dass Deutschland uns braucht, um Herausforderungen wie Klimawandel, Migration, Digitalisierung, Fachkräftemangel bewältigen und die dringend nötige Transformation von Staat und Wirtschaft schaffen zu können. Hier findest du mehr Informationen über die Reihe. Wenn auch du in einer für die Gesellschaft wichtigen Branche tätig bist, freuen wir uns, wenn du uns von deiner Tätigkeit erzählst.

Nachhaltiges Camping à la Achim Trumpfheller

Die Frage, ob es gelingen kann, zumindest vergleichsweise ökologisch zu reisen, treibt immer mehr Deutsche um. Unser Mitglied Achim Trumpfheller hat sich mit nachhaltigem Reisen beschäftigt und trägt nun mit seinem Camping-Business zu dieser wichtigen Disziplin bei: Mit seinen nachhaltigen Campervans haben seine Kunden die Möglichkeit, auch während des Reisens ihren CO₂-Fußabdruck zu reduzieren - und achtsamer mit Natur und Umwelt umzugehen.

Achim ist nicht nur Optimist, sondern auch "Hotelverweigerer". Ansässig im hohen Norden, müsse man nirgendwo hinfahren, um Urlaub zu machen. "Es ist ehrlich gesagt schwierig, ein hübscheres Fleckchen Erde zu finden als das hier", sagt er mit einem Schmunzeln.

Er ist seit 2004 selbstständig. Bis 2021 arbeitete er hauptberuflich als Grafiker und Satz-Profi und sorgte dafür, dass die Gestaltungen der kreativen Kollegen anschließend mit echten Kundendaten in die Tat umgesetzt werden. Er sei eben ein "echter Anpacker". Doch dann kam die Corona-Krise, Kunden sprangen ab und Achim überdachte seine berufliche Situation: Zum Glück hatte er sich einige finanzielle Rücklagen angespart, die Pandemie überstand er deshalb einigermaßen gut. Und eigentlich brannte sein Herz eh schon länger für die Elektromobilität. Und natürlich für das Camping.

Zwei Leidenschaften, die zusammenpassen: Seit 2021 ist Achim Gründer und Inhaber von LIGHTstern Elektro-Camper: Er entwickelt und vermietet gemeinsam mit seiner Frau vollelektrische Campervans. Ein echtes Powerteam. Denn Achims Frau arbeitet als Produktdesignerin – klar also, dass bei ihr die Liebe zum Detail dominiert.

Reisen dank Recycling: der vollelektrische Campervan

"Camping ist an sich bereits eine sehr umweltfreundliche Reiseform", so Achim. Doch geht es eben noch besser: LIGHTstern will mit seinen Campervans in allen Aspekten des Reisens großen Wert auf Ressourcenschonung legen. Daher handelt es sich bei den Campervans um vollelektrische Basisfahrzeuge, die im Gegensatz zu herkömmlichen Diesel-Wohnmobilen völlig klimaneutral unterwegs sind. Und auch das Innenleben der Campervans ist nachhaltig und klimaschonend: als Grafik-Designer besitzt Achim Blick für das gewisse Extra. Deshalb verwendet er beim Ausbau der Fahrzeuge nachhaltige Materialien, wie heimisches Birkenholz. Für die Dämmung hält Schafwolle her, der Boden wurde mit Kork verlegt und die Polsterbezüge bestehen aus Stoff aus gesammelten Meeresplastik.

Die Politik übersieht Selbstständige – absichtlich?

Auch wenn die Umsetzung von Achims Geschäftsidee relativ reibungslos über die Bühne ging, bemängelt er die Lage der Selbstständigen in Deutschland: "Mich überrascht es nicht, dass sich so wenige Menschen selbstständig machen wollen. Wer tut sich das hier bei den Bedingungen noch freiwillig an?". Auch Achim hatte mit der fehlenden Unterstützung der Politik während den Corona-Jahren zu kämpfen. Den Selbstständigen werden ständig Steine in den Weg gelegt, während Angestellte von der Politik gefördert und beachtet werden. Achims Frau erhielt, da sie sich in einem Angestelltenverhältnis befindet, während der Krise finanzielle Unterstützung vom Staat. Achim hingegen, musste erst einmal einen deutlichen bürokratischen Aufwand bewältigen, um letztendlich eine Überbrückungs- und Neustarthilfe zu erhalten. Weil er seine Kinder "home-schoolen" musste und monatelang nicht akquirieren konnte, beantragte er außerdem eine Verdienstausfallentschädigung. Diese habe er aber bis heute nicht erhalten. Sein Wunsch an die Politik: "Das Klischee-Image vom Schmarotzer-Selbstständigen endlich auf gesamtgesellschaftlicher Ebene abbauen und stattdessen auf langfristige Selbstständigkeit setzen." Und dies kann nur durch die Abschaffung von bürokratischen Unzumutbarkeiten, wie bspw. der DSGVO gelingen.

Mehr Schein als Sein

Achim erzählte dem VGSD-Team eine kleine, aber aussagekräftige Anekdote:

"Als wir im Sommer mit dem Zelt in der Lüneburger Heide unterwegs waren, traf ich auf einem Campingplatz auf dänische Gleichgesinnte. Einmal ins Plaudern gekommen, sprachen wir über die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Die dänischen Camper bewunderten die deutsche Wirtschaft: Deutschland sei der Motor von Fortschritt und Innovation, ein Vorbild für andere Länder. Als ich von der Lage der Selbstständigen in Deutschland berichtete und zahlreiche Problempunkte (bspw. Scheinselbstständigkeit und Abmahnmissbrauch) nannte, reagierten die Dänen geschockt: Solche innovationsfeindlichen Verhältnisse hatten sie nicht erwartet. "

Und das ist genau das Problem: Die fehlende Förderung von selbstständiger Tätigkeit hemmt Innovation. Dass Achim Trumpfheller nicht mit allzu viel Hürden zu kämpfen hatte, lag vermutlich an seinem Optimismus und an seiner langjährigen Erfahrung als Selbstständiger. Nicht aber an der Förderung innovativer Geschäftsideen durch die Politik.

Nachhaltigkeit als Grundbedingung für eine lebenswerte Zukunft

Achim erzählt weiter: "Vor einigen Jahren erzählte ich Freunden und Kollegen von meiner Leidenschaft für E-Mobilität und stieß zunächst auf viel Kritik. Man war der Meinung, E-Mobilität sei nur ein Trend und nicht langfristig einsetzbar"

Gut, dass er nicht auf die Kritiker gehört hat. Und dennoch: Achim findet, die erstaunliche Skepsis gegenüber der E-Mobilität sei ein rein deutsches Thema. "Denn die anderen Länder haben uns schon längst bei der Adaption von E-Autos überholt. Dabei ist Deutschland eine der wichtigsten Nationen der Automobilindustrie."

Nachhaltigkeit sollte kein Buzzword für große Firmen und Unternehmen sein, sondern genauso integriert werden wie in Achims Geschäftsmodell: Vollständig, authentisch und zukunftsträchtig. Nur so kann der Umwelt- und Energiekrise entgegengesteuert werden. Und um dies zu schaffen, braucht es Kleinunternehmer wie Achim.

Wo die Politik verschlafen hat, haben Selbstständige schon längst eine Lösung. Doch deren Umsetzung wird nicht zuletzt durch überholte Bürokratie und ein innovationsfeindliches Rechtssystem erschwert. Also, liebe Politik: Warum nicht dem Bild von Deutschland als "Land der Innovation" gerecht werden?

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