In der Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund wurde am Freitagabend (26.9.) die 18. Verleihung des Werner-Bonhoff-Preis 2025 gefeiert. Für den VGSD war es ein besonderer Abend: Nach Vera Dietrich und Johanna Röh stand mit Dr. Joachim Wenzel erneut ein VGSD-Mitglied auf der Shortlist. Er sagt: “Demokratie funktioniert, wenn man in den Diskurs geht und sich sachorientiert auseinandersetzt.”
Mit dem Werner-Bonhoff-Preis zeichnet die gleichnamige Stiftung unternehmerische Menschen aus, die Bürokratismus nicht einfach hinnehmen, sondern mit ihren Erfahrungen Verbesserungen “von unten nach oben” anregen. In diesem Jahr ging der mit 25.000 Euro dotierte Preis an den Stuttgarter Gastronomen und Weinhändler Bernd Kreis. Mit eindrucksvoller Ausdauer hatte er für die Einstellung eines peruanischen Spezialitätenkochs gekämpft. Sein Fall zeigt exemplarisch, wie restriktive Verwaltungspraxis unternehmerische Entwicklungen bremst – und dass öffentlicher Druck manchmal nötig ist, um Lösungen zu erzwingen.
Die drei Nominierten 2025 und ihre Fälle
VGSD-Mitglied Dr. Joachim Wenzel (Essen), systemischer Berater und Privatdozent, machte auf gravierende Probleme einer geplanten Änderung im Umsatzsteuergesetz aufmerksam. Die vorgesehene Abgrenzung zwischen Lehr- und Fortbildungsangeboten hätte für selbständig Lehrende und Bildungseinrichtungen eine erhebliche Bürokratisierung und Rechtsunsicherheit bedeutet. Mit dem Ziel, mehr Rechtssicherheit zu erreichen, verfasste Wenzel dazu ein Positionspapier, vernetzte sich über VGSD und BAGSV, initiierte eine Petition – und drang bis in den Bundestag vor. Ergebnis: Ein Änderungsantrag der Regierungsfraktionen setzte die Forderungen breit um und floss in das Jahressteuergesetz 2024 ein.
Für Wenzel war die Nominierung für den Werner-Bonhoff-Preis ein besonderer Augenblick: “Die Werner-Bonhoff-Stiftung rückt damit ins Bewusstsein, dass es möglich ist, bei der Politik Gehör zu finden, wenn man das vereint macht – im Miteinander." Er betont, dass die Nominierung eine Teamleistung vieler Engagierter und Verbände war: „Nur durch das Netzwerk von VGSD und BAGSV konnten wir erfolgreich sein.“
Bernd Kreis (Stuttgart), Weinhändler, Sommelier und Betreiber der High-Fidelity Bar, kämpfte jahrelang darum, einen peruanischen Spezialitätenkoch einzustellen. Seine Arbeitserlaubnis wurde u. a. mit der Begründung verweigert, die Dekoration der Bar sei nicht „landestypisch“ genug. Erst nach massiver Medienaufmerksamkeit kam Bewegung in die Sache. Heute arbeiten in seinem Betrieb mehrere Köche aus Peru – ein Sieg über absurde Bürokratiehürden. Für diesen beharrlichen Einsatz erhielt er nun den Bonhoff-Preis 2025.
Norbert Arnoldy (Temmels), Bauunternehmer, erwarb eine verfallende Schlossanlage, um Wohnraum zu schaffen. Nach politischem Wechsel folgte jedoch eine Kehrtwende: neues Planungsverfahren, jahrelange Verzögerungen – am Ende stand die Einstellung des Projekts. Der Fall zeigt, wie kommunale Entscheidungen unternehmerische Vorhaben von heute auf morgen kippen können.
VGSD-Bilanz: Netzwerke wirken – bitte Fälle einreichen!
Seit 2006 ehrt die Werner-Bonhoff-Stiftung unternehmerische Menschen, die ihre Bürokratie-Erfahrungen öffentlich machen. Herzstück ist die Online-Fallsammlung der „Bürokratie-Therapie“. Sie lebt von neuen, echten Beispielen – gerade aus der Praxis von Solo-Selbstständigen und kleinen Unternehmen.
Unsere Bitte an dich als VGSD-Mitglied: Wenn du typische Hürden erlebst oder dich erfolgreich gegen solche gewehrt hast, reiche deinen Fall bei der Stiftung ein (gerne auch die Fälle anderer). Die Bewerbung ist niedrigschwellig; die Stiftung erarbeitet bei Interesse einen ausführlichen Bericht mit dir.
VGSD-Erfolgsgeschichte beim Bonhoff-Preis
Dr. Joachim Wenzel ist den Schritt bereits gegangen und hat sich für sein Anliegen stark gemacht. Anderen Selbstständigen, die sich gegen bürokratische Hürden einsetzen wollen, gibt er folgende Erfahrung mit auf den Weg: “Unterschiedliche Personen und Institutionen wollen sehr unterschiedlich angesprochen werden – in der Form, in der Schwerpunktsetzung etc. Es geht darum, das gemeinsame Interesse herauszuarbeiten und auch anzuerkennen, dass Abgeordnete eine unglaublich komplexe und anspruchsvolle Arbeit haben”, erkärt er. “Aber wenn man die Probleme gemeinsam anschaut und Lösungen eruiert, kann etwas Gutes dabei herauskommen. Demokratie funktioniert, wenn man in den Diskurs geht und sich sachorientiert auseinandersetzt.”
Vor Dr. Joachim Wenzel waren bereits mehrere VGSD-Mitglieder nominiert; Tim Wessels (2013) und Christa Weidner (2016) sowie zuletzt Johanna Röh (2023) erhielten den Preis. Dass mit Joachim erneut ein Mitglied nominiert war, zeigt: Engagement, Expertise und Netzwerke – etwa über VGSD/BAGSV – können sehr konkret gute Gesetzgebung befördern.
Am Ende ging der Preis dieses Jahr an Bernd Kreis. Wir gratulieren herzlich! Und sind stolz, dass mit Joachim erneut ein VGSD-Mitglied belegt: Gemeinsam können wir etwas bewegen!
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