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Lesetipp Wie viel verdient eigentlich eine Übersetzerin und Dolmetscherin? Tabea J., 56: "Mein durchschnittlicher Jahresumsatz liegt bei 67.500 Euro"

An ihrem Beruf als Übersetzerin und Dolmetscherin schätzt es Tabea J. (Name geändert) vor allem, dass sie durch verschiedene Themen und Auftraggeber ständig Neues dazulernt. Dadurch, dass sie bestens ausgebildet ist und sich in ihrer Tätigkeit auf ein Spezialgebiet konzentriert, ist sie für ihre Kundinnen und Kunden wertvoll, was sich in ihren Honoraren spiegelt. Für unsere Beitragsreihe erzählt sie von ihren beruflichen Rahmenbedingungen und ihrem Verdienst.

Tabea J. über ihre Arbeit: "Ich persönlich bin jedenfalls mit Stundensatz und Auslastung zufrieden. Selbstverständlich dürften es auch mehr Freizeit und mehr Umsatz sein – wer würde sich das nicht wünschen?"

"Ich heiße Tabea, bin 56 und lebe in Baden-Württenberg. Von der Ausbildung her bin ich staatlich geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin und ich arbeite in beiden Berufen – und auch als Dozentin. Der Unterschied zwischen der Tätigkeit als Übersetzerin und Dolmetscherin ist, dass Ersteres schriftlich stattfindet, während ich bei Zweiterem gesprochenes Wort mündlich übersetze. Inhaltlich habe ich mich auf ein Fachthema spezialisiert. Seit 1996 bin ich selbstständig. 

Meine Auftraggeber sind vor allem Unternehmen jeder Größe aus der Privatwirtschaft, es sind Privatpersonen, Selbstständige, die Justiz und die öffentliche Hand.

An Aufträge komme ich über Datenbanken und Empfehlungen

An meine Aufträge komme ich vor allem über meine Website, über die Datenbank des BDÜ (Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer), die Datenbank der Oberlandesgerichte für beeidigte Übersetzer und Dolmetscher. Auch gegenseitige Empfehlungen im Kollegennetzwerk spielen eine große Rolle, da ja jeder Einzelne von uns jeweils nur wenige Sprachkombinationen und Fachgebiete anbietet.

Ich arbeite typischerweise an zwei bis drei Aufträgen gleichzeitig – und wenn ich zum Beispiel an längeren Projekten arbeite, schiebe ich in der Regel Urkunden ein, die schnell gehen. Ansonsten arbeite ich mich durch die Pipeline, Auftrag für Auftrag, die je nach Prio und Vereinbarung abgearbeitet werden. Die meisten Projekte bei mir sind eher kurzfristiger Art.

Kunden mit Urkunden kontaktieren mich über WhatsApp

Den Kontakt zu meinen Kunden pflege ich vor allem per E-Mail, telefonisch, Whatsapp – letzteres hauptsächlich, wenn es Privatkunden sind, die Urkunden übersetzt haben wollen. Ich arbeite größtenteils im Homeoffice, beim Dolmetschen aber auch außer Haus. In einer typischen Woche bin ich meist 35 bis 40 Stunden beschäftigt. Ich schätze, dass der Anteil der fakturierbaren Zeit bei etwa zwei Drittel und der nicht fakturierbaren Zeit bei ein Drittel liegt, erfasse dies aber nicht präzise. In diesem Drittel sind Buchführung, Weiterbildung, Akquise/Websitepflege, etc. enthalten. Aber das schwankt alles sicherlich von Woche zu Woche. Ich bin mit meiner Arbeitszeit zufrieden.

40.000 bis 45.000 Euro Jahresgewinn

Pro Jahr erziele ich typischerweise 60.000 bis 75.000 Euro Umsatz, im Schnitt also 67.500 Euro. Alles stammt zu 100 Prozent aus meiner Selbstständigkeit. Davon bleibt mir ein Gewinn von 40.000 bis 45.000 Euro pro Jahr. 250 bis 300 Euro kann ich übrigens pro Monat nach Abzug von Steuern und Sozialversicherungen inklusive meiner Altersvorsorge sparen. Ansonsten gebe ich das meiste Geld für Lebenshaltung und Kinder aus, die Instandhaltung meiner Immobilie und den Kredit dafür. 

Üblicherweise Abrechnung auf Zeilen-/Wortbasis

Wenn ich Stundensatz berechne, verlange ich 92 Euro. Typischerweise arbeite ich aber auf Projektbasis. Das dürften je nach Projekt so circa 25 bis 35 Cent pro Wort sein, da ich hauptsächlich für Direktkunden arbeite. Dort ist der Aufwand höher als bei Aufträgen, die ich für Agenturen übernehme. Ob meine Honorare typisch sind für meinen Beruf, weiß ich nicht. Ich persönlich bin jedenfalls mit Stundensatz und Auslastung zufrieden. Selbstverständlich dürften es auch mehr Freizeit und mehr Umsatz sein – wer würde sich das nicht wünschen? 

Urlaub? Wie damals, als Angestellte!

Ich gönne mir pro Jahr 30 Tage richtigen Urlaub – genau wie in früher Zeit als Angestellte im kaufmännischen Beruf. Das ist mir wichtig, um mich nicht zu überarbeiten, und passt auch zur Familiensituation.

Insgesamt bin ich zufrieden mit meiner Tätigkeit. Besonders gefällt mir an der Selbstständigkeit das eigenverantwortliche Arbeiten und die relativ freie Zeiteinteilung bzw. Flexibilität. In meinem Beruf lernt man ständig viel dazu, weil man so viele verschiedene Texte und Themen bearbeitet."

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