Die Schere geht wieder auseinander: Während sich das Geschäftsklima in der Gesamtwirtschaft im November verbesserte, verschlechterte es sich bei den Selbstständigen.
Die Gesamtwirtschaft scheint die Talsohle durchschritten zu haben, derweil fallen alle Indikatoren des Jimdo-ifo Geschäftsklimas für Selbstständige weiter ins Minus. "Die Selbstständigen korrigierten im November sowohl ihre Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Einschätzungen für die künftige Entwicklung weiter nach unten”, erklärt Katrin Demmelhuber vom ifo Institut. "Damit konnten sie nicht von der Entwicklung in der Gesamtwirtschaft profitieren, die sich nach dem dritten Klimaanstieg in Folge auf niedrigem Niveau stabilisiert."
Seit Oktober wächst die Kluft zwischen der Gesamtwirtschaft und den Solo- und Kleinstunternehmen. Die Geschäftslage der Selbstständigen liegt mit minus 8,0 Punkten im November 11,6 Punkte unterhalb der Gesamtwirtschaft. Die Geschäftserwartungen liegen 7,6 Punkte auseinander (minus 28,9 versus minus 21,3 Punkte). Die Stimmung ist gedrückt, und auch vom Weihnachtsgeschäft erwarten sich die Einzelhändler eher wenig.
In dieser Situation bräuchte es dringend positive politische Impulse und eine Strategie für Solo- und Kleinstunternehmen, ist VGSD-Vorstand Andreas Lutz überzeugt. "Mit dem Haushaltsurteil ist die Ampel in ihrer nächsten Krise", sagt Lutz. "Die Entscheider/innen stellen in dieser Situation erneut Industrie und Großunternehmen in den Fokus und vernachlässigen die Solo- und Kleinstunternehmen. Das muss sich ändern. Es braucht eine eigene Zuständigkeit für diese Erwerbsgruppe."
Ein Drittel der Selbstständigen plant, ihre Investitionen 2024 zu senken
Angesichts der Schere zwischen Gesamtwirtschaft und Selbstständigen kommt es für Matthias Henze, CEO und Gründer von Jimdo, nicht überraschend, dass eine deutlich größere Anzahl von Selbstständigen ihre Investitionen für das Jahr 2024 verringern will, anstatt sie zu erhöhen. Ein Drittel der Selbstständigen plant der Jimdo-ifo-Befragung vom November zufolge, die Investitionen 2024 zu senken.
"Viele Selbstständige kämpfen ums Überleben und haben daher kaum Spielraum für Investitionen", erklärt Henze. Im Oktober fühlte sich jeder sechste befragte Selbstständige in seiner wirtschaftlichen Existenz bedroht. Das entspricht etwa 660.000 Selbstständigen. "Die Investitionszurückhaltung ist ein weiterer Datenpunkt, der zeigt, wie schlecht es dem Sektor geht", so Henze.
Die Entwicklung in einzelnen Branchen
Das Weihnachtsgeschäft scheint sich allein bei Reiseveranstaltern und in der Gastronomie bemerkbar zu machen. In diesen beiden Dienstleistungsbranchen verbesserte sich das Geschäftsklima, was an den verbesserten Erwartungen lag. Dennoch liegt die Gastronomie immer noch tief im negativen Bereich. Stark eingetrübt hat sich die Situation im November noch einmal im Grundstücks-/Wohnungswesen und bei den Kreativen. In den anderen Branchen zeigten sich keine starken Veränderungen.
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