Im Jimdo-ifo-Index für September zeigen erstmals seit langer Zeit wieder ein paar Linien nach oben – bei den Solo-Selbstständigen sogar mehr als in der Gesamtwirtschaft. Das kann jedoch nicht über die insgesamt schwierige Lage hinwegtäuschen.
Zum ersten Mal seit vielen Monaten hat sich das Geschäftsklima bei den Selbstständigen im September deutlich verbessert. Der Wert stieg um 5,5 Punkte von minus 19,9 auf minus 14,4. Besonders ungewöhnlich an diesem überraschenden "Mini-Aufschwung": Er hat keine Parallele in der Gesamtwirtschaft. Dort blieb das Klima nahezu unverändert bei minus 12,6, nachdem es im August bei minus 12,5 gelegen hatte. Damit näherte sich die Kurve der Selbstständigen seit einem halben Jahr erstmals wieder der der Gesamtwirtschaft an.
Katrin Demmelhuber, Expertin beim ifo Institut, erläutert die Werte bei den Selbstständigen: "Zum einen nahm die Unzufriedenheit mit der Geschäftslage deutlich ab. Zum anderen ließ der Pessimismus bei den Geschäftserwartungen etwas nach." Lage und Erwartungen ergeben zusammen das Geschäftsklima. Besonders ihre Lage beurteilten die Selbstständigen im September deutlich besser als zuvor: Der Wert stieg um 8,6 Punkte von minus 11,6 auf minus 3,0. Die Erwartungen verbesserten sich nur leicht und liegen weit im negativen Bereich bei minus 25,1 (August: minus 27,8). In der Gesamtwirtschaft waren die Veränderungen noch geringer: Der Wert bei der Geschäftslage sank von plus 2,7 auf plus 2,0, bei den Erwartungen von minus 26,6 auf minus 26,2.
Deutlich bessere Beurteilung der Lage
Ist die Aufwärtsbewegung im September nun eine Trendwende für die Selbstständigen? Eines steht jedenfalls fest: Die Werte befanden sich monatelang auf Talfahrt und liegen alle im negativen Bereich. Man sollte sich also von einer Momentaufnahme nicht blenden lassen, mahnt VGSD-Vorstand Andreas Lutz und fordert: "Die Regierung hat zuletzt viel für Start-ups getan. Nun sollten die Solo-Selbstständigen und ganz normalen Gründer/innen Aufmerksamkeit erhalten. Auch für sie muss die Regierung eine Strategie entwickeln und Ansprechpartner benennen, die sich fokussiert mit ihren Belangen auseinandersetzen und dafür sorgen, dass der Koalitionsvertrag umgesetzt wird."
Gesamtwirtschaft tritt auf der Stelle
Nicht zu vernachlässigen ist auch die Verbindung zwischen der Situation der Gesamtwirtschaft und der der Solos und Kleinstunternehmen. "Die Gesamtwirtschaft tritt auf der Stelle und ist daher weiterhin sehr zurückhaltend mit Aufträgen an kleinere Unternehmen", sagt Matthias Henze, CEO und Mitgründer von Jimdo.
Mit Beginn des neuen Quartals wurde auch die Lage bei Kreditverhandlungen abgefragt. Auch hier zeigte die Entwicklung bei den Selbstständigen in eine andere Richtung als in der Gesamtwirtschaft. Wie immer befindet sich bei den Selbstständigen ein sehr viel kleinerer Anteil gerade in Kreditverhandlungen: 8,3 Prozent der Solos und Kleinstunternehmer/innen verhandelten zum Zeitpunkt der Abfrage Kredite, in der Gesamtwirtschaft waren es 25,3 Prozent der Unternehmen. Generell haben Selbstständige größere Schwierigkeiten, Kredite zu erhalten und empfinden die Vergabe daher eher als restriktiv: 37,4 Prozent der Selbstständigen in Verhandlungen sehen das im dritten Quartal 2023 so, gegenüber 29,2 Prozent in der Gesamtwirtschaft. Allerdings ist dies bei den Selbstständigen der niedrigste Wert seit dem Beginn des Kriegs gegen die Ukraine. Der Wert in der Gesamtwirtschaft dagegen ist der höchste seit einem Jahr.
Leichte Verbesserung im Dienstleistungssektor
Auch im Dienstleistungssektor verbesserte sich das Klima wieder leicht und stieg von minus 2,6 auf minus 0,9. Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber erläutert: "Ausschlaggebend dafür war die Verbesserung der aktuellen Lage. Die Umsatzentwicklung blieb schwächer als in den Vormonaten. Der Auftragsbestand war zwar weiterhin rückläufig, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Die Befragten rechneten mit gleichbleibenden Umsätzen und keinen weiteren Umsatzrückgängen."
Am stärksten verbesserte sich das Klima bei den Dienstleistern in den Branchen der freien, wissenschaftlichen und technischen Berufe wie Übersetzung, Design, Fotografie und Buchhaltung. Das Klima stieg dort von minus 9,3 auf plus 0,3, die Einschätzung der Lage von plus 1,3 auf plus 20. Ebenfalls bergauf ging es bei Werbung und Marktforschung, in der Unternehmensberatung und der Reisebranche. Einen Einbruch gab es dagegen bei den kreativen und künstlerischen Tätigkeiten. Dort sank der Wert beim Klima von plus 2,5 auf minus 15, bei der Lage von plus 13,5 auf plus 7,5 und bei den Erwartungen von minus 7,9 auf minus 35,1.
Vereinsmitglieder können eine detaillierte Aufschlüsselung der Entwicklung von Klima, Lage und Erwartungen in den einzelnen Dienstleistungsbranchen als PDF herunterladen:
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