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Wie viel verdient eigentlich ein Klimaberater? Tom K., 32: "Festpreise haben meine Bezahlung im Vergleich zur Arbeit nach Stundensätzen immens erhöht"

"Ständiges Wegsehen können wir uns nicht mehr leisten": Als Klimaberater unterstützt Tom K.* Selbstständige, Unternehmen und Institutionen darin, aktiv zum Klimaschutz beizutragen. So werden seine Kunden ihrer ökologischen Verantwortung gerecht - und können durch energiefreundliches Wirtschaften oft auch Kosten einsparen. Doch ist das Geschäft mit der Nachhaltigkeit überhaupt rentabel? Tom K. berichtet. (*Name von der Redaktion geändert.)

Tom K.* über seinen Beruf: "Das ist über das Finanzielle hinaus sehr erfüllend, denn: Das ständige Wegsehen können wir uns nicht mehr leisten."

"Ich heiße Tom K., bin 32 Jahre alt und wohne in Leipzig. Ich habe ein Masterstudium in Meteorologie absolviert und mich schon während des Studiums 2016 selbstständig gemacht. Nun arbeite ich als Berater zu Klimathemen und Klimastrategien und unterstütze meine Kunden dabei, ihre Geschäftsstrukturen klimaresilienter zu gestalten."

Kunden aus jeder Branche haben Bedarf

Aus welcher Branche meine Kunden vorrangig kommen? Nun, da wirklich jede Branche vom Klimawandel betroffen ist, kann ich darauf mit: 'Aus jeder!' antworten. Es handelt sich bei meinen Kunden um öffentliche Institutionen, mittlere und größere Unternehmen, aber auch um Privatpersonen und Solo-Selbstständige. Zukünftig möchte ich mich besonders auf private Unternehmenskunden fokussieren, da die Arbeit dort dynamischer ist und ich meine Preispolitik und Zahlungsbedingungen so leichter durchsetzen kann.

Bisher wurden meine Kunden vorrangig über öffentliche Ausschreibungen und Netzwerkempfehlungen auf mich aufmerksam. Derzeit läuft auch der Aufbau weiterer Akquisekanäle in Form von Website und Veranstaltungsformaten. Den Kontakt zu meinen Kunden pflege ich meistens telefonisch und per Videokonferenz, da ich größtenteils im Homeoffice arbeite. Bei Bedarf bin ich aber natürlich auch persönlich anzutreffen.

Leistungspreise als effizientere Lösung

Ich rechne nicht nach Stunden ab, sondern stelle Leistungsbausteine in Rechnung. Meine typische Auftragsgröße schwankt zwischen 50.000 und 75.000 Euro. Für einige Aufträge muss ich dennoch einen Stundensatz angeben, wobei ich, offen gesagt, nicht immer weiß, ob dieser mit der Realität übereinstimmt. Wenn ich pro Stunde abrechne, dann stelle ich durchschnittlich einen Stundensatz von etwa 150 Euro in Rechnung. Ich rechne jedoch in der Regel nach Teilleistungen ab, da sich dann effektiveres Arbeiten für mich bezahlt macht - und das gelingt mir mit zunehmender Erfahrung recht häufig. Als ich mich damals selbstständig gemacht habe, habe ich im Durchschnitt einen Stundensatz von 90 Euro in Rechnung gestellt. Über die Jahre hinweg habe ich gemerkt, dass ein Festpreis, also die Bezahlung pro fixer Leistung, für mich zu einem umgerechnet höheren Stundensatz führt.

Raus aus der Zeit-gegen-Geld-Abrechnung

Ich bin mit meinem Stundensatz bzw. den Leistungspreisen sehr zufrieden. Tatsächlich kann ich mir gut vorstellen, dass bei gleichbleibenden Preisen der Arbeitseinsatz pro Leistung weiter abnehmen wird. Wahrscheinlich könnte ich in Zukunft auch mehr Aufträge annehmen, dafür muss ich jedoch zunächst die geplante Umstellung auf private Auftraggeber fertigstellen. Derzeit empfinde ich meinen aktuellen Workload noch als angemessen, doch will ich bald weniger an Strategie und Marketing arbeiten.

Pro Jahr erziele ich als Selbstständiger einen Umsatz von ca. 150.000 bis 200.000 Euro. Davon bleibt mir dann jährlich ein Gewinn von 100.000 bis 120.000 Euro pro Jahr. Den gesamten Gewinn erwirtschafte ich ausschließlich durch meine selbstständige Tätigkeit. Monatlich lege ich mir davon ca. 2.500 Euro zur Seite. Das meiste Geld gebe ich für Lebenshaltung, Miete und Annehmlichkeiten aus – wie beispielsweise Urlaub.

Sport und Natur statt Überstunden

Tatsächlich ist mir Urlaub sehr wichtig. Ich gönne mir pro Jahr etwa 30 bis 40 Tage. Früher habe ich mir fast gar keine Auszeit gegönnt - und das wurde böse bestraft: Ich fühlte mich ausgebrannt und leer, hatte keine Energie mehr. Damit sich das nicht wiederholt, habe ich relativ strikte Arbeitszeiten für mich festgelegt. Ich arbeite nie am Wochenende und auch nicht nach 20:00 Uhr. Zeit mit der Familie und Freunden, Sport und Zeit in der Natur – all das hilft mir, um abzuschalten. So arbeite ich in einer typischen Woche etwa 40 bis 45 Stunden, und manchmal kann ich mehrere Aufträge gleichzeitig abarbeiten, da die Aufgaben gleichartig sind und Synergieeffekte haben. Insgesamt sind dann etwa 30 Stunden fakturierbar, der Rest verteilt sich etwa wie folgt: 25 Prozent Administration und Akquise, Weiterbildungen nehmen etwa 40 Prozent in Anspruch.

Das Anstrengendste an meinem Beruf? Der lästige Papierkram! Und tatsächlich belastet mich die relative Isolation, in der ich arbeite. Deshalb werde ich wahrscheinlich mittelfristig ein Team aufbauen. Ob dies dann auf vollständig partnerschaftlicher Ebene geschehen wird oder ich Angestellte beschäftigen werde, weiß ich noch nicht. Eigentlich präferiere ich Ersteres, wie beispielsweise eine gemeinsame Agentur, doch es ist bisher nicht leicht, einen entsprechenden Partner zu finden.

Arbeiten mit Mehrwert

Es ist natürlich schön, dass ich im Vergleich zu anderen Beratern in Deutschland etwas mehr verdiene. Doch dass ich zu den Gutverdienern gehöre, ist nur ein Grund, warum ich meinen Job so gerne mag: In einem interdisziplinären Umfeld aus Strategie, Tagesgeschäft, Politik und Wirtschaft zu arbeiten, bereitet mir große Freude. Denn da kann ich neben meiner pragmatischen Herangehensweise auch mit meinem wissenschaftlichen Fundus punkten. Am besten gefällt mir, dass ich eigenständig meine kreativ-analytischen Fähigkeiten zum Vorteil meiner Kunden und des Planeten einbringen kann. Ich sehe mein Feld und meine Arbeit als einen wichtigen Beitrag zur Transformation der Wirtschaft hin zum nachhaltigem Wirtschaften. Und das ist über das Finanzielle hinaus sehr erfüllend, denn: Das ständige Wegsehen können wir uns nicht mehr leisten. Alles dem Zufall zu überlassen, hat mich ohnehin noch nie erfüllt. Ich denke, das können die meisten Selbstständigen nachempfinden. Nicht nur die Wirtschaft braucht jetzt Umdenker und Freigeister – sondern auch unser Planet."

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