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„Künstler müssen in höherem Umfang dazuverdienen dürfen“ Zauberer Fabian Rabe über seine Petition zur Anpassung der Künstlersozialkasse

Die Künstlersozialkasse (KSK) ermöglicht Künstlerinnen und Künstlern einen mit Arbeitnehmern vergleichbaren Versicherungsschutz. Eine Bedingung, dies in Anspruch nehmen zu dürfen, lautet: Die Mitglieder dürfen nicht mehr als 450 Euro mit nicht-künstlerischen selbstständigen Tätigkeiten erwirtschaften, im Gegensatz zur Erwerbstätigkeit aus angestelltem Verhältnis.

Fabian Rabe ist Zauberkünstler - und hat eine Petition zur Verbesserung der KSK auf den Weg gebracht

Tun sie es dennoch, riskieren sie, aus der Versicherung zu fallen, und oft bliebe den Versicherten dann nur die private Krankenversicherung oder die vergleichsweise teure freiwillige gesetzliche Krankenversicherung. Hier ergeben sich neue Schwierigkeiten: Für diese wird ein viel zu hohes Einkommen vorausgesetzt, das die Künstler nun mal nicht haben. Ein Unding, findet der Zauberkünstler Fabian Rabe, und fordert daher eine Anpassung des Künstlersozialversicherungsgesetz in einer Bundestagspetition, die du bis 15. April mitzeichnen kannst. Es ist wichtig, dass Fabian 50.000 Mitzeichner gewinnt - dann hätte er Anspruch darauf, vor dem Petitionsausschuss des Bundestags gehört zu werden. Im Interview erläutert Fabian Rabe die Gründe für sein Engagement.

Zur Petition.

"Die Politik muss etwas ändern"

VGSD: Fabian, was forderst du in der Petition?

Fabian Rabe: Ich fordere, dass die Versicherungspflicht in der KSK nicht enden darf, wenn Künstler mehr als nur geringfügige Nebeneinkünfte aus selbständiger nicht-künstlerischer Tätigkeit erzielen - jedenfalls, so lange die künstlerische Tätigkeit überwiegt. Eine Kollegin hat in der Community davon berichtet, dass sie ein Anschreiben von der KSK bekommen hab, dass ihr Nebeneinkommen aus nicht-künstlerischer selbständiger Tätigkeit den Höchstbetrag überschritten hat und sie daher nicht mehr Krankenversicherungspflichtig bei der KSK wäre. Eventuell käme sogar eine Rückzahlungsforderung auf sie zu.

Da ich nicht davon ausgehen konnte, dass die KSK so etwas willkürlich macht und diese Möglichkeit der Sozialversicherung für Künstler ja eigentlich etwas Gutes bewirken soll, habe ich mal nachgeforscht, was dahintersteckt. Ich bin sehr schnell zu dem Schluss gekommen, dass nicht die KSK etwas ändern müsste, die sich ja ans Sozialversicherungsgesetz halten muss, sondern die Politik.

"Künstler sind oft gezwungen, zweigleisig zu fahren"

VGSD: Das dürfte nicht nur während der Corona-Krise ein Problem darstellen, oder?

Fabian Rabe: Richtig. Das ist ein grundsätzliches Problem. Es gibt heute ein völlig anderes Bild des Selbstständigen als zur Gründungszeit der KSK. Gerade Künstler sind gezwungen, oft zweigleisig zu fahren. Es gibt oft einen Nebenjob auf Honorarbasis, oder in einer anderen freiberuflichen Form.

VGSD: Hast du Zahlen vorliegen - wie viele in der KSK versicherte Künstlerinnen und Künstler dürften von diesem Problem betroffen sein?

Fabian Rabe: Nein, Zahlen kann es im Grunde nur zu den Fällen geben, die tatsächlich abgemahnt wurden. Aber das Problem besteht ja eher darin, dass die Versicherten einfach auf ein Einkommen, das  über der zulässigen Grenze liegt, verzichten. Oder sie nehmen einen festen Job an, der oft zu Lasten der künstlerischen Tätigkeit geht. Alternativ nutzen sie die Sozialsysteme. Im Grunde könnte man sagen, dass alle Versicherten davon betroffen sind, weil sie nicht frei wählen können, wie sie sich zusätzliches Einkommen verschaffen.

"Viele Künstler wurden durch die Krise in andere Berufe gedrängt"

VGSD: Die Corona-Krise wird generell viele Künstlerinnen und Künstler komplett in andere Berufe drängen, oder?

Fabian Rabe: Ja, das hat sie bereits. Die Gründe dafür sind u.a. natürlich wirtschaftlich bedingt, das Geld zum Leben muss irgendwo herkommen. Manch einer will oder kann nicht ALG2 beantragen, etwa weil dann erst die Altersvorsorge aufgebraucht werden müsste, oder weil es einfach Verbindlichkeiten gibt, wie z.B. ein Eigenheim, das abgezahlt werden muss, Kosten für die Ausbildung der Kinder, Erhaltung der Lebensstandards etc.

Es fehlt dann auch die Zeit, die künstlerische Tätigkeit aufrecht zu erhalten. Man hört ja nicht einfach auf und fängt irgendwann wieder an. Für Profimusiker ist das zum Beispiel ein Problem.

VGSD: Du bist Zauberer, wie ist es in deinem Beruf?

Fabian Rabe: Ich als Zauberer merke, dass viel Kreativität verloren geht, wenn ich nicht regelmäßig auftrete. Also werden viele zumindest nicht gleich wieder professionell einsteigen können. Dann fehlt das Geld für Investitionen wie Werbung oder Produktionen. Bei mir persönlich brach die Krise direkt in eine geplante Produktion rein. Die in meinem Gebiet (speziell Kinderzauber) übliche Direktwerbung kann ich auch erstmal nicht finanzieren. Ich fang also fast wieder bei null an. Das geht auch vielen anderen Kollegen so und ist grade auch bei älteren wie mir, ein großes Problem. Viele werden also nicht einfach irgendwann wieder einsteigen können, was, wie sie vermuten, dazu führen wird, dass sie dann umsatteln.

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