Die Bevorzugung anderer demotiviert, frustriert, macht wütend. Das wissen nicht nur Eltern, die Kinder großziehen. Sondern auch jede erfahrene Führungskraft. Im Arbeitsleben gilt schließlich: Erhalten Menschen bei gleicher Leistung weniger Geld, Anerkennung oder Aufstiegsmöglichkeiten, hat das Folgen. Was macht es mit Selbstständigen, wenn die Politik sie bei der Aktivrente außen vor lässt?
Ungleichbehandlung im Job ist ein Führungsfehler. Sie kann die psychische und physische Gesundheit der Betroffenen belasten. Die Motivation sinkt, die Leistung lässt nach. Das Selbstwertgefühl der Menschen leidet, ebenso die Atmosphäre im Team. Wer angestellt ist, denkt vielleicht über Kündigung nach. Und Selbstständige?
Motivation fördern, statt sie auszubremsen
Die Zahl der hauptberuflich Selbstständigen in Deutschland ist seit Jahren rückläufig, ebenso die der Neugründungen. Grund dafür sind nicht zuletzt strukturelle Benachteiligungen wie das Statusfeststellungsverfahren, immens hohe Bürokratie- und Abgabebelastungen etc. Nun plant die Bundesregierung zum 1.1.26 die Einführung der Aktivrente: Wer im Alter länger arbeitet, soll 2.000 Euro monatlich steuerfrei dazuverdienen können. Das Ziel: Die Aktivrente soll Menschen motivieren, im Alter länger zu arbeiten. Alle Menschen? Nein – Selbstständige bleiben laut aktueller Planung außen vor. Die nächste Ungleichbehandlung steht also schon in den Startlöchern.
“Viele von uns wollen nicht mit 63 oder 67 einfach aufhören. Wir wollen weiterwirken, unser Wissen teilen, beraten, aufbauen – aktiv bleiben. Aber anstatt diese Motivation zu fördern, werden engagierte Selbstständige durch bürokratische Hürden und finanzielle Nachteile ausgebremst. Wer im Alter noch arbeitet, darf dafür nicht bestraft werden”, schreibt ein Kommentator unter unserer Online-Petition für eine faire Aktivrente.
Equity-Theorie: Ungleichheit führt zu Spannungen, Stress und macht unzufrieden
Damit schildert der Kommentator ganz praktisch, was John Stacy Adams bereits in den 1960er Jahren in seiner Equity-Theorie beschrieben hat. In seiner sozialpsychologischen Theorie erklärt Adams, wie Motivation entsteht und wie Menschen Fairness in sozialen Beziehungen wahrnehmen – insbesondere am Arbeitsplatz.
Adams zufolge vergleichen wir Menschen unsere eigenen Inputs und Outputs mit denen anderer. Unter “Input” versteht man zum Beispiel die Zeit, den Aufwand, die Fähigkeiten oder die Loyalität, die wir in unsere Arbeit einbringen. “Output” wiederum meint das, was wir dafür bekommen: Geld, Anerkennung, Karrierechancen etc. Wenn uns eine Ungleichheit auffällt – wir zum Beispiel mehr arbeiten als ein Kollege, der aber mehr Geld bekommt – dann empfinden wir das als ungerecht. Und das wiederum führt zu Spannungen, Stress und Unzufriedenheit. In manchen Menschen erwacht dann vielleicht der Kampfgeist, sie kämpfen gegen die Ungleichbehandlung an und fordern eine bessere Bezahlung auch für sich selbst ein. Anderen vergeht die Lust an der Arbeit: Sie kündigen innerlich oder beschränken ihre Arbeitsleistung auf das Nötigste.
Was macht die Aktivrente-Diskussion mit Selbstständigen?
Dass Selbstständige bei der Aktivrente außen vor bleiben sollen, ist aus unserer Sicht eine eklatante Verletzung von Artikel 3 des Grundgesetzes, dem sogenannten Gleichbehandlungsgrundsatz. Denn wieso sollten ein angestellter Mediendesigner, eine Ingenieurin, ein Handwerker oder eine IT-Beraterin in Anstellung Steuervorteile von 500 bis 900 Euro pro Monat genießen dürfen, in der Selbstständigkeit aber nicht – obwohl sie den gleichen Beruf ausüben?
Was also macht es mit Selbstständigen, wenn sie bei der Einführung der Aktivrente übergangen werden? Noch dazu mit der Begründung, sie würden ja ohnehin weiterarbeiten, es bedürfe also "aktuell keiner weiteren Anreize ..., diesen Personenkreis zur Weiterarbeit zu bewegen", wie es im Gesetzesentwurf zur Aktivrente vom 9.10.25 heißt.
“Die Regierung hatte ursprünglich versprochen, die Selbstständigen zu stärken und ihre besondere Rolle in der Wirtschaft anzuerkennen. Stattdessen werden nun zusätzliche Belastungen geschaffen, die gerade kleine Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Solo-Selbstständige hart treffen”, schreibt ein weiterer Kommentator unter unserer Petition. “Selbstständige tragen in hohem Maße zum Wohlstand unseres Landes bei – durch ihre Innovationskraft, ihre Eigenverantwortung und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Sie erwirtschaften Einkommen, zahlen Steuern und Sozialabgaben und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Eine Politik, die Unternehmergeist mit bürokratischen und finanziellen Hürden bestraft, gefährdet diesen Beitrag. Selbstständigkeit bedeutet Risiko, Einsatz und Eigeninitiative – Werte, die gefördert, nicht behindert werden sollten.”
Wirkung der Aktivrente könnte verpuffen
Dieser und viele andere Kommentare unter unserer Aktivrente-Petition zeigen deutlich, wie sehr diese geplante Ungleichbehandlung viele Selbstständige trifft. Was sie schmerzt, ist nicht nur, dass sie finanziell schlechter gestellt werden. Viele empfinden den Ausschluss von der Aktivrente als Missachtung ihrer Arbeits- und Lebensleistung, ihres Beitrags für Wirtschaft und Gesellschaft. Es scheint also genau das zu passieren, was Adams in seiner Equity-Theorie beschrieben hat: Die Ungleichbehandlung von Selbstständigen führt zu Wut und Demotivation.
Als Folge könnte die wirtschaftspolitische Wirkung der Aktivrente verpuffen, wenn nicht sogar sich ins Gegenteil verkehren: Wenn ein paar mehr Angestellte länger arbeiten, viele Selbstständige hingegen früher in Rente gehen als geplant hätte man viel Geld ausgegeben und weniger Fachkräfte – was ist dann unterm Strich gewonnen?
Wir fordern deshalb: Selbstständige müssen in die Aktivrente mit einbezogen werden. Findest du das auch? Dann unterzeichne jetzt unsere Petition “Aktivrente auch für Selbstständige: Wir sind keine Erwerbstätigen zweiter Klasse!”.
Welche Auswirkungen hat der geplante Ausschluss Selbstständiger auf dich? Und umgekehrt angenommen, die Aktivrente käme auch für Selbstständige: Würde dich das motivieren, im Alter mehr Stunden oder länger zu arbeiten?
Aktivrente auch für Selbstständige: Jetzt Petition unterzeichnen und teilen!
Du hast schon unterschrieben? Dann teile den Link zur Petition gern in deinem Netzwerk, mach über deine Social-Media-Kanäle darauf aufmerksam … jede Stimme zählt.
Vielen Dank für dein Engagement!
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