Wir hoffen, ihr seid gut ins neue Jahr gekommen und habt schnell wieder in den Arbeitsalltag hineingefunden.
Der erste Monat des neuen Jahres ist schon fast wieder vorbei. Allerhöchste Zeit für unseren traditionellen Jahresrückblick und einen Ausblick auf 2020.
Wie ihr an unseren zahlreichen Rundmails im Januar schon bemerkt habt, haben wir uns einiges vorgenommen und eine ganze Reihe unserer Jahresziele bereits in Angriff genommen.
Nach einem Blick auf die Entwicklung der Kennzahlen, wollen wir euch über die wichtigsten Erfolge des Jahres 2019 berichten und was uns sonst alles letztes Jahr beschäftigt hat. Am Ende verraten wir euch dann unsere Pläne und Ziele für 2020 und sind natürlich gespannt auf eure Kommentare dazu.
Jahresrückblick 2019 in Zahlen
- 9,5 % mehr Vereinsmitglieder: Während die Zahl unserer Communitymitglieder (14.010) im Jahr 2019 stagierte, nahm die Zahl der Vereinsmitglieder um 9,5% auf 3.654 zu, das ist ein Plus von 317 Mitgliedern. Unsere Vereinsmitglieder hatten zum Jahresende 1.182 Branchenprofile angelegt und 457 machten anderen Vereinsmitgliedern ein Vorteilsangebot.
- Rekordjahr für Experten-Telkos: Noch nie haben wir in einem Jahr so viele Expertentelkos (nämlich 41!) veranstaltet wie 2020 und noch nie hatten wir so viele Teilnehmer: Mit 9.995 Anmeldungen hätten wir um ein Haar die Schwelle von 10.000 geknackt. Die "Show-Rate" stieg abermals – auf jetzt 53,9 %. Somit haben sich pro Telko 244 Mitglieder angemeldet und 131 teilgenommen. Viele, viele weitere haben sich die Audio- und Videoaufzeichnungen im Nachgang angehört bzw. angeschaut.
- Zahl der Regionalgruppen fast verdoppelt: Ende letzten Jahres hatten wir noch neun Regionalgruppen, jetzt sind es 17. Entsprechend nahm auch die Zahl der Regionalgruppenevents und Stammtische zu – von 86 im Vorjahr auf 123 (+43 %).
- Mehr Beiträge und noch mehr Kommentare: Die Zahl der auf der Website von uns veröffentlichten Beiträge nahm um 19 % auf 313 zu und pro Beitrag habt ihr im Schnitt 6,0 statt 4,4 Kommentare geschrieben. Die Zahl der Kommentare erhöhte sich somit von 1.153 auf 1.869, ein Plus von 62 %.
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Mehr Rundmails, weniger Newsletter: 2019 haben wir nur fünf "VGSD-News" verschickt (das soll sich 2020 wieder ändern!). Dafür haben wir euch häufiger (30 mal, also jede zweite Woche) mit Rundmails über wichtige Entwicklungen, Befragungen und Aktionen informiert.
- Bei Facebook und Twitter moderat gewachsen: Die Zahl der Facebook- und Twitter-Follower nahm ähnlich wie im Vorjahr nur leicht zu, nämlich um 5 bzw. 6 %. Bei Pluragraph stehen wir ähnlich wie im Vorjahr auf Rang 22 der Berufsverbände und haben unsere Position verteidigt. Die Zahl der YouTube-Abonnenten nahm um 12 % auf 599 zu.
- Erfolgreiche Pressearbeit: Mit vier Pressemitteilungen erzielten wir 31 Medienveröffentlichungen, die wir in der Rubrik "In den Medien" verlinkt haben. Unter den Veröffentlichungen war im April ein O-Ton in der Tagesschau und im Juli ein Beitrag im Spiegel, in dem wir zitiert wurden.
- Presseschau mit 70 % mehr Beiträgen: Für unsere Presseschau wählten unsere aktiven Mitglieder Hendrik und Udo 117 Medienveröffentlichungen aus, die sie aus Sicht von Gründern und Selbstständigen besonders lesenswert bzw. diskussionswürdig fanden.
- 20 % mehr Traffic: Die Zahl der Seitenaufrufe auf unserer Website stieg um 19 % auf ca. 75.000 pro Monat. Die Zahl der Sitzungen nahm sogar um 21 % zu. Zudem erhöhte sich die pro Besucher auf der Website verbrachte Zeit von 1:27 Minute auf 1:37. In Summe verbrachten unsere Mitglieder bzw. Nutzer auf unserer Website, bei Events unserer Regionalgruppen und beim Anschauen bzw. Anhören unserer Experten-Telkos insgesamt (geschätzte) 32.513 Stunden. Das sind 4.064 Achtstunden-Tage bzw. 19,4 Personenjahre.
Unsere drei größten Erfolge im Jahr 2019
Das Jahr 2019 begann mit einem der größten Erfolge unserer Verbandsgeschichte: Zum 01.01.2019 wurden im Rahmen des GKV-Versichertenentlastungsgesetzes die Mindestbeiträge für Selbstständige zur gesetzlichen Krankenversicherung um 56 % gesenkt, von 430 auf rund 200 Euro. Das Gesundheitsministerium bezifferte die damit verbundene finanzielle Entlastung auf 750 Millionen Euro pro Jahr. Diesem Erfolg waren zwei Jahre intensiver politischer Arbeit durch den VGSD und befreundeten Verbänden vorausgegangen.
Fachgespräche zur Altersvorsorgepflicht
Ein weiterer großer Erfolg des Jahres 2019 war dann im Frühjahr die Einladung zu vier Fachgesprächen des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) zur Ausgestaltung der Altersvorsorgepflicht (AVP) für Selbstständige. Das erste fand im Mai, ein weiteres im Juni und zwei im September statt.
Damit erreichten wir unser strategisches Ziel, mit BMAS, Deutscher Rentenversicherung (DRV), Gewerkschaften (DGB, ver.di), Arbeitgebern (BDA) und weiteren großen Verbänden (wie DIHK) am Tisch zu sitzen, wenn im Vorfeld von Gesetzgebungsvorhaben über uns betreffende Themen verhandelt wird. Das ist wichtig, denn nur so können wir unsere Forderungen und die Auswirkungen bestimmter Entscheidungen frühzeitig auf uns in den Prozess einbringen.
Neben dem VGSD wurden weitere Selbstständigenverbände vor allem aus der BAGSV und ihrem Umfeld eingeladen, auch dies ein großer Erfolg!
Ursprünglich auf je vier Stunden ausgelegt, zeigte sich schon beim ersten Fachgespräch, dass die Einführung einer AVP für Selbstständige extrem komplex ist, weshalb die Dauer der nachfolgenden Sitzungen auf sechs Stunden verlängert wurde. Dies bot in Verbindung mit der Moderation durch den zuständigen BMAS-Abteilungsleiter Hans-Ludwig Flecken die Chance, die Gesprächspartner – bei allen inhaltlichen Differenzen – besser kennenzulernen und sachliche Gespräche in der nötigen Detailtiefe zu führen.
Über diese und die im folgenden beschriebenen Fachgespräche, unsere Forderungen und deren Chance auf Verwirklichung habe ich (Andreas Lutz) erst vor kurzem im Rahmen einer inhaltsreichen Videokonferenz berichtet. Hast du sie schon angehört?
Fachgespräche auch zum Thema Rechtsunsicherheit – hart erkämpft
Solche sachlichen und der Komplexität des Themas angemessene Gespräche wollten wir unbedingt auch zum Thema Statusfeststellungsverfahren erreichen und machten dies zu einem weiteren strategischen Ziel unserer Arbeit.
Zuvor hatten Ende 2018 und Anfang 2019 zwar mehrere Workshops mit Arbeitsrechtlern im BMAS stattgefunden, zu denen auch wir eingeladen wurden. Bei diesen wurde aber nur ausschnittweise und mit ständig wechselnden Gesprächspartnern über die bestehende Rechtsunsicherheit gesprochen. Wir als VGSD waren der einzige Vertreter von Auftragnehmerseite und konnten uns durch den vorgegebenen Ablauf nur mittels Fragen und nicht mit eigenen Lösungsvorschlägen an den Gesprächen beteiligen.
Vor allem die Sommermonate (in denen keine Veranstaltungen in Berlin stattfinden) boten uns die Chance, erneut zum Thema Rechtssicherheit aktiv zu werden (mehr dazu unten). Bereits im Frühjahr hatte ein Journalist der brand eins angefangen zum Thema Rechtsunsicherheit zu recherchieren, wir unterstützten ihn natürlich nach Kräften mit Informationen und dem Zugang zu Interviewpartnern.
Als der exzellent geschriebene Artikel dann im August 2019 erschien, unterstützten wir das Social Media-Team der brand eins bei der Verbreitung des Beitrags. Für eine in den sozialen Medien verwendete Abbildung, die dem berühmten Stern-Cover "Wir haben abgetrieben" nachgeahmt war, erkärten sich mehr als 100 VGSD-Mitglieder bereit, ein Foto ihres Gesichts bereitzustellen, weit mehr als auf die Seite passten. Überschrieben wurde die Abbildung mit: "Wir sind scheinselbstständig" (wobei das "schein" durchgestrichen war).
Selbst Minister Heil kannte diese Abbildung und erwähnte sie, als er im September 2019 auf eine Frage von mir auf der Ergebniskonferenz zum Zukunftsdialog des BMAS einräumte, dass tatsächlich Rechtsunsicherheit bestehe (was das Ministerium über Jahre hinweg geleugnet hatte) und dass zu diesem Thema nun ein Dialog mit uns aufgenommen werden sollte.
Im November und Dezember fanden daraufhin drei jeweils sechsstündige Fachgespräche zum Thema Statusfeststellung in ähnlicher Zusammensetzung wie die vorhergehenden zur AVP statt, das letzte nur wenige Tage vor Heilig Abend.
Dass das BMAS die Problematik nicht länger leugnet und mit uns Gespräche aufgenommen hat – auch wenn diese teilweise sehr schwierig waren – war unser dritter großer Erfolg des Jahres 2019!
Wie wir uns drei Fachgespräche über das Statusfeststellungsverfahren "ertrotzten"
Zum Zustandekommen dieser Fachgespräche beigetragen haben neben dem brand eins-Artikel viele weitere Aktivitäten:
Das BMAS hatte im Juli auf seiner Website um Stellungnahmen zu einer von ihm entwickelten Idee zur Reform des Statusfeststellungsverfahrens aufgerufen. Wir sorgten im August – unterstützt von anderen Verbänden – dafür, dass mehr als 500 überwiegend sehr sachliche Kommentare gepostet wurde, was im Ministerium für erhebliche Aufmerksamkeit sorgte. Vor Beginn unserer Aktion gab es einen einzigen Kommentar.
Schon zuvor hatten wir mit einer gemeinsam mit GULP durchgeführten und im März veröffentlichten großzahligen Befragung empirische Evidenz zu den katastrophalen Auswirkungen der Rechtsunsicherheit geschaffen. Es folgten ähnliche Studien des IMI (Juni) sowie von Lünendonk (August).
Hilfreich war auch ein im April 2019 veröffentlichtes Positionspapier des SPD-Wirtschaftsforums, das sich klar für eine Reform des Statusfeststellungsverfahrens aussprach.
Für den Mai hatte der Bundesverband Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) uns und weitere Verbände zusammen mit der DRV zu Gesprächen eingeladen, um an einer Lösung zu arbeiten. Weitere Treffen folgen im September und November 2019.
Wir nahmen ein Gespräch von Arbeitsminister Heil mit 15 CEOs großer Unternehmen, bei der er sich durch Staatssekretär Björn Böhning vertreten ließ, zum Anlass, einen Brief zu veröffentlichen, den die CEOs schon ein Jahr zuvor an ihn geschickt hatten. In ihm mahnten sie bereits im Sommer 2018 dringenden Handlungsbedarf zum Thema Rechtssicherheit an.
Einer der CEOs war Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter. Ende Juli 2019 veröffentlichten wir Auszüge aus einer E-Mail, mit der der Vodafone-Einkauf nicht nur die direkte Beauftragung von Solo-Selbstständigen verbot, sondern auch seinen Lieferanten den (indirekten) Einsatz von Freelancern. Schon zuvor hatten Unternehmen wie z.B. die Commerzbank den Einsatz von Freelancern fast vollständig untersagt, jetzt machten wir diese Praktik erstmals öffentlich, um das Leugnen der Rechtsunsicherheit unmöglich zu machen.
Ein offener Brief von SPD-Mitglied Michaela Mellinger im Juli an Arbeitsminister Heil gefolgt von einem weiteren offenen Brief unseres Mitglieds Marc Dauenhauer im August sorgten im BMAS für zusätzliche Aufmerksamkeit. Marcs Brief wurde von unserem Mitglied Branko Trebsche noch im August bei einer Veranstaltung des Ministeriums in Rostock an Hubertus Heil übergeben, er erhielt Gelegenheit zu einem ca. 10-minütigen Gespräch mit dem Minister, so dass er unsere Forderungen nochmals aus Perspektive eines Betroffenen erläutern konnte.
All diese Aktivitäten führten in der Summe dazu, dass im August der zuständige beamtete Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg mich anrief und kurzfristig zu zwei Gesprächen mit ihm einlud, die Ende August und Anfang September stattfanden. Aus diesen resultierten unter anderem die oben erwähnten drei Fachgespräche.
Für das erste Treffen mit Dr. Schmachtenberg erarbeitete ich einen Lösungskatalog, in dem ich mögliche Maßnahmen für mehr Rechtssicherheit übersichtlich gegliedert darstellte. Dieser Katalog bot für die nachfolgenden Gesprächen quasi eine Checkliste und diente uns immer wieder als Bezugspunkt.
Was sonst noch geschah: Der VGSD erhält eine Heimat
Im Dezember 2018 hatten wir unser Büro in München als Hauptmieter übernommen und im ersten Quartal 2019 renoviert, damit sich Mitglieder, Untermieter und (künftige) Mitarbeiter hier gleichermaßen wohlfühlen. Ende März feierten wir dies mit einer Office Warming Party, zu der teilweise Mitglieder von weit her kamen.
Zwei Mitgliederversammlungen in einem Jahr, zwei starke Frauen
Gleich zwei Mitgliederversammlungen (MV) haben wir 2019 durchgeführt: Eine kleinere außerordentliche Anfang Mai, um die Integration der Website gruendungszuschuss.de zu beschließen sowie dem zugehörigen Newsletter, der Buch- und den beiden Seminarreihen, der XING-Gruppe mit ihrer sechsstelligen Mitgliederzahl. Die Umsetzung wird schwerpunktmäßig 2020 stattfinden, wir haben dieses Jahr aber bereits die Grundlagen geschaffen.
Unsere eigentliche Mitgliederversammlung fand in größerem Rahmen im November statt. Ein "Bericht des Vorstands" ging ihr – erstmals per Videokonferenz – voraus. Claudia Kimich folgte Sylvie Dénarié als stellvertretende Vorstandsvorsitzende nach, Alexandra Meister wurde zusätzlich in den Beirat gewählt, Sven Kesberger als neuer Kassenprüfer.
Begleitet wurde die MV im November von einem Barcamp, das uns viele Impulse gab und starken Einfluss auf die Ziele für 2020 hatte, die wir im Ausblick darstellen. Das Barcamp kam so gut an, dass wir dieses Jahr im Rahmen der MV wieder eines durchführen, aber deutlich größer (siehe ebenfalls unten).
Die BAGSV rückt näher an das Zentrum der Politik
Drei Mal trafen wir uns 2019 im Rahmen der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände (BAGSV) in Berlin. Nicht mehr wie bisher in der Nähe vom Bahnhof Zoo, sondern in Locations in Reichstagsnähe, um Fachpolitikern wie dem rentenpolitischen Sprecher der Grünen, Markus Kurth, und dem AG-Vorsitzenden Arbeit und Soziales der Union, Peter Weiß, eine Teilnahme zu vereinfachen.
Unsere Besucher waren von der konstruktiven Gesprächsatmosphäre so angetan, dass jeweils weitere Treffen bzw. Veranstaltungen resultierten. So organisierte Markus Kurth im September ein Fachgespräch der Grünen-Bundestagsfraktion zum Thema Altersvorsorge und Statusfeststellungsverfahren. Peter Weiß lud uns direkt beim BAGSV-Treffen zu weiteren Gesprächen ein, die dann auch kurzfristig stattfanden.
Das zwischen den Verbänden aufgebaute Vertrauensverhältnis waren die Grundlage dafür, dass die beiden Stellungnahmen von Vera Dietrich zu Gesetzesentwürfen gegen Abmahnmissbrauch in kürzester Zeit von einer großen Zahl von Berufsverbänden mitgezeichnet wurden. Gleiches gilt auch für ein Positionspapier des IF-Handwerk gegen die Rückvermeisterung und ein von uns initiiertes Papier gegen die Abschaltung der KfW-Beraterbörse, das wir an Bundeswirtschaftsminister Altmaier übergeben konnten.
Die MittelstandsAllianz verschafft uns neue Gelegenheiten zur Interessenvertretung
Anfang Mai trat der VGSD der MittelstandsAllianz bei, einem Netzwerk aus 35 Verbänden mit 900.000 Mitgliedern. Es wird von dem BVMW (Bundesverband mittelständische Wirtschaft) koordiniert und organisiert für seine Mitglieder Delegationstermine bis hoch auf Ministerebene.
Mehrere mit uns befreundete Verbände waren bereits Mitglied der MittelstandsAllianz. So konnten wir als eingespieltes Team Termine u.a. bei Arbeitsminister Hubertus Heil, Gesundheitsminister Jens Spahn und Wirtschaftsminister Peter Altmaier gemeinsam wahrnehmen und uns Bälle zuspielen. So konnten wir nachdrücklicher Reformen beim Statusfeststellungsverfahren und anderen Themen fordern, als dies ein einzelner Verband hätte tun können.
Auch aktive VGSD-Mitglieder wie Tim Wessels und Vera Dietrich nahmen erste Termine im Rahmen der MittelstandsAllianz wahr. Seitens des VGSD übernahmen wir auch die Initiative und organisierten mithilfe der Allianz und unter Beteiligung der befreundeten Verbände im September und Oktober zwei parlamentarische Frühstücke im Bundestag, eines zum Thema Altersvorsorgepflicht und ein weiteres zum Thema Statusfeststellungsverfahren.
Aktive Mitglieder: Argumentations-Training ist voller Erfolg
Im Oktober 2019 veranstalten wir ein zweitägiges Argumentations-Training für politisch engagierte VGSD-Mitglieder. Zwei erfahrene Lobbyisten teilten ihre Erfahrungen mit uns, erklärten den Gesetzgebungsprozess und an welcher Stelle wir etwas bewegen können.
Ich erklärte, mit welchen Gesprächsformaten und Fragen wir es als VGSD in der Praxis zu tun haben. Der Regisseur Peter Lüder filmte am zweiten Workshop-Tag unsere Übungen und half uns, unsere Wirkung bei Gesprächspartnern besser einschätzen und verbessern zu können. Diese Form der Weiterbildung kam so gut an, dass wir sie in leicht weiterentwickelter Form auch 2020 politisch aktiven Mitgliedern anbieten werden (vgl. unten).
Ein weiteres für uns wichtiges Format ist die bereits Ende 2018 zunächst in München gestartete Selbsthilfegruppe. 2019 startete eine weitere "Selbsthilfegruppe für DRV-Geschädigte" in Stuttgart.
Lobbying auf EU-Ebene: Wenn wir mehr Vereinsmitglieder gewinnen, können wir hier noch mehr tun
Wegen unseres starken Engagements in Berlin, aber auch als Folge der von uns bedauerten Auflösung unseres europäischen Dachverbands EFIP (European Forum of Independent Professionals) – eine mittelbare Folge des Brexit – waren wir auf EU-Ebene 2019 weniger präsent als in früheren Jahren.
Eine Ausnahme stellt der Besuch der SME-Assembly in Helsinki zum Thema Nachhaltigkeit durch unser Mitglied Reinhard Mohr im November dar. (Bericht)
2020 wollen wir erneut an der Assembly teilnehmen, die dieses Jahr in Berlin stattfinden wird. Auch in Brüssel wären wir gerne häufiger präsent, da hier viele – auch für uns äußerst problematische – Regelungen ihren Ausgang nehmen. Man denke nur an die DSGVO. Dazu müssen wir uns aber als Verband noch arbeitsteiliger aufstellen und nicht zuletzt auch mehr Vereinsmitglieder gewinnen, um dies finanzieren zu können.
Pilotprojekte für Engagement auch auf Landesebene
Als in München ansässiger Verband sehen wir es als unsere Aufgabe, auch regional Einfluss- und Kooperationsmöglichkeiten auszuloten und Erfahrungen zu sammeln, von denen wir mithilfe engagierter Mitglieder auch in anderen Landeshauptstädten profitieren können.
Unser wichtigste Partner ist hier die vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft), die nicht nur in Bayern, sondern auch auf Bundesebene eine der einflussreichsten Lobbyorganisationen ist, uns laufend mit fundierten Informationen versorgt und zu unserer Weiterbildung beiträgt. Sie öffnete uns die Türen zu Terminen mit Bayerischer Staatsregierung bzw. Bayerischem Wirtschaftsministerium, an denen wir auf Augenhöhe mit IHK, Handwerkskammer und anderen Verbänden teilnehmen konnten und bei denen wir angeregt diskutierte Ideen eingebracht haben.
Mit der IHK für München und Oberbayern hatten wir schon in früheren Jahren gemeinsame Paneltermine wahrgenommen und auf ihre Einladung hin einen Dialog begonnen, der sich 2019 weiter intensivierte, u.a. in Form eines Dialogtreffens im Juni mit VGSD-Mitgliedern, bei dem wir aus Sicht unserer Mitglieder kritische Themen in einem geschützten Raum angesprochen und diskutiert haben. Wir waren als Gäste oder Vortragende bei IHK-Veranstaltungen, zum Beispiel beim Arbeitskreis Frauen der IHK im Juli.
Neue und bewährte Kooperationen
Wir können über zahlreiche weitere bestehende und sich neu anbahnende Kooperationen berichten. Bereits zum sechsten Mal waren wir im Oktober 2019 mit mehreren Mitgliedern zu Gast bei der Verleihung des Werner-Bonhoff-Preises, einer Art Klassentreffen für engagierte Selbstständige, die sich gegen überbordende Bürokratie zur Wehr setzen. 2013 und 2016 hatte unser noch junger Verband mit Tim Wessels und Christa Weidner Preisträger gestellt.
Auch zur 2019 gegründeten Kontist-Stiftung für Citizen Entrepreneuship pflegen wir gute Kontakte. Die Vorsitzende Catharina Bruhns, die schon oft für den VGSD geworben hat, habe ich 2019 gleich mehrfach getroffen, sie hat auch an unserem oben erwähnten Argumentationstraining teilgenommen. Zu dem von ihr organisierten Selbstständigentag im November kamen zahlreiche VGSD-Mitglieder nach Berlin. Ich hatte dort Gelegenheit auf einem Panel mit Catharina und einflussreichen Fachpolitikern über unsere Anliegen zu diskutieren.
Bei unseren beiden neuen Seminarreihen (vgl. oben) kooperieren wir mit dem Buhl-Verlag. Er bewirbt die von uns veranstalteten Seminare und immer wieder auch VGSD-Initiativen, so dass auf diesem Weg viele Selbstständige erstmals von uns erfahren. Die Buhl Data Service GmbH hatte uns bereits im März 2018 bei einer äußerst erfolgreichen Mitgliederwerbungs-Aktion unterstützt. Im Oktober 2018 hatten wir bei der Erstellung des "Selbstständigen-Report" zusammengearbeitet.
Ein weiterer langjähriger Kooperationspartner ist exali.de. Der auf Berufshaftpflichtversicherungen spezialisierte Augsburger Versicherungsmakler hat im Frühjahr und Herbst insgesamt sechs Videos mit uns gedreht, die wir gemeinsam verbreitet haben.
Nachhaltige Zusammenarbeit mit wichtigen Organisationen
Nachdem ich bereits 2018 bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg zu Gast war, entspann sich durch einen Beitrag im Januar eine spannende Diskussion zu einer IAB-Studie rund um das Thema "Arbeitslosenversicherung für Selbstständige" auf unserer Website.
Im Oktober durfte ich als Referent erstmals an der jährlichenVeranstaltung "Wissenschaft trifft Praxis" des IAB teilnehmen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist die Forschungseinrichtung der Bundesagentur und einer der wichtigsten wissenschaftlichen Akteure zum Thema Gründung und Selbstständigkeit in Deutschland. Hier konnte ich in einem kleinen Panel mit DIW-Forscher Karl Brenke diskutieren, Autor der maßgeblichen Studien zur Altersvorsorge von Solo-Selbstständigen.
Im November sollte ich bereits das zweite Mal Gast auf einem hochrangigen Podium der GVG (Gesellschaft für Versicherungswirtschaft und -gestaltung) sein – dieses Mal mit Gundula Roßbach, der Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Rentenversicherung als Diskussionspartnerin. Leider machte mir der Lufthansa-Streik an diesem Tag einen Strich durch die Rechnung.
Durch unser BAGSV-Netzwerk konnte ich aber innerhalb kürzester Zeit gleichwertigen Ersatz organisieren: An meiner Stelle diskutierte Ralf Lemster mit Gundula Roßbach. Ralf ist Vizepräsident des BDÜ (Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer) und schon seit unserem Gründungsjahr 2012 VGSD-Mitglied.
Ende Oktober / Anfang November unternahm mein Kollege Max Hilgarth mit einigen seit Jahre engagierten Mitgliedern auf Einladung des Münchener FDP-Bundestagsabgeordneten Daniel Föst eine Reise nach Berlin mit intensivem politischen Weiterbildungsprogramm, das die Mitglieder als anstrengend, aber auch sehr lehrreich wahrnahmen. Gerne würden wir ähnliche Angebote auch in anderen Städten anbieten, in denen wir über Regionalgruppen verfügen: gemeinsam mit lokalen Bundestagsabgeordneten, von der FDP und natürlich gerne auch von anderen Parteien.
25 Reisen, davon knapp 20 nach Berlin
Die FDP hat sich bei mehreren für uns zentralen Themen (unter anderem Altersvorsorgepflicht, Scheinselbstständigkeit, faire Krankenversicherungsbeiträge) sehr weitreichend und deutlich hinter Positionen des VGSD bzw. der BAGSV gestellt, wie z.B. aus den Anträgen "Fairness für Selbstständige – Statusfeststellungsverfahren reformieren, Altersvorsorge ermöglichen, Kranken- und Arbeitslosenversicherung öffnen" und "Innovative IT Freelance-Arbeit ermöglichen – Agile Arbeitsorganisation und Statusfeststellung" deutlich wird, aber auch aus mehreren Anfragen an die Regierung (Beispiel).
Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung. Keine andere Partei steht so eindeutig hinter uns!
Unabhängig davon suchen wir aber natürlich auch weiterhin laufend das Gespräch und die Unterstützung auch der anderen Parteien, insbesondere von CDU, CSU, Grünen und SPD. Unser strategisches Ziel ist, dass sie "kleine" Selbstständige als wichtige Zielgruppe erkennen, Angebote für uns erarbeiten und um uns wetteifern. Gerade von den Grünen, aber auch von der Union, die beide viele Freelancer und Selbstständige unter ihren Wählern haben, erhoffen wir uns – auch in der Breite der Parteien – noch mehr Dialog und Verständnis für unsere Anliegen.
Entsprechend fanden bei den 25 Reisen (knapp 20 davon nach Berlin), die allein ich 2019 für den VGSD unternahm, eine Vielzahl von Gesprächen mit Politikern, Beamten, Verbandsvertretern, Wissenschaftlern und natürlich Mitgliedern statt, um eine möglichst breite Unterstützung für unsere gemeinsamen Anliegen zu organisieren. Ihre Darstellung würde den Rahmen meines Berichts hier vollends sprengen, doch sind diese Einzelgespräche für die Vertretung unserer Interessen von großer Bedeutung, denn jeder einzelne Gesprächspartner ist wichtig und hat Einfluss darauf, dass wir eine Selbstständigen-freundlichere Politik erreichen können.
Ausblick: 2020 steht uns größte Herausforderung der Verbandsgeschichte bevor
Politisch gesehen steht dem VGSD im Jahr 2020 die wohl größte und schwierigste Herausforderung bevor: Im Frühjahr soll der Referentenentwurf zur AVP für Selbstständige veröffentlicht werden. Bis Jahresende soll das Gesetz dann den parlamentarischen Prozess durchlaufen.
Das ist unsere Chance, Verbesserungen an diesem Gesetz vorzunehmen, denn es besteht die Gefahr, dass der Entwurf trotz unseres umfangreichen Engagements im Jahr 2019 noch immer in wichtigen Punkten von unseren Forderungen abweicht.
Es geht dabei nicht nur um die Altersvorsorgepflicht und die damit potenziell verbundenen hohen zusätzlichen Belastungen: Wir müssen zugleich weitere Entlastungen bei den Krankenversicherungsbeiträgen durchsetzen, damit die Gesamtbelastung mit Sozialabgaben nicht viele von uns überfordern wird.
Vor allem aber soll mit dem Gesetz auch das Statusfeststellungsverfahren reformiert werden. Hier kommt es darauf an, dass die Änderungen wirklich zu mehr Rechtssicherheit führen und sich die Situation nicht womöglich noch verschlimmert!
Es geht um viel, entsprechend werden wir viel Zeit, Kraft und auch finanzielle Mittel in die entsprechende Kampagne und eine Vielzahl an notwendigen Terminen in Berlin investieren müssen. Wir wollen und müssen 2020 deshalb wieder deutlich mehr neue Vereinsmitglieder, um dies alles finanzieren zu können.
Unterstützung und Weiterbildung aktiver Mitglieder zentral für weiteren Erfolg
Aber nicht nur die Zahl der Vereins- sondern auch der aktiven Mitglieder wollen wir erhöhen.
Unsere aktiven Mitglieder in den Regionalgruppen wollen wir durch regelmäßige Videokonferenzen und ein "Sprechertreffen" besser unterstützen.
Nach der erfolgreichen Premiere im Herbst 2019 planen wir 2020 gleich zwei Argumentationstrainings für an unserer politischen Arbeit interessierten Mitglieder.
Auch die diese Mitglieder wollen wir besser betreuen als bisher, damit sie politisch noch aktiver für die gemeinsamen Anliegen werden können.
Unter anderem durch unsere Mitgliedschaft in der MittelstandsAllianz bietet sich dafür einen wachsende Zahl an Gelegenheiten. Unser wichtigstes Netzwerk bleibt jedoch die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände (BAGSV), die wir zusammen mit den Kolleg/innen der anderen Berufsverbände weiter ausbauen wollen, sowohl was die Zahl der Mitglieder als auch der Breite der Zusammenarbeit betrifft.
Als VGSD möchten wir – entsprechend unserem Leitbild – der attraktivste Ort für Selbstständige sein, die sich wirkungsvoll engagieren wollen. Vera Dietrichs entschlossener Kampf gegen Abmahnmissbrauch, der inzwischen zu mehreren Gesetzesentwürfen führte, ist hierfür das beste Beispiel. Gerne würden wir noch weitere wie sie in ihrem Engagement für gemeinsame Anliegen unterstützen.
Mehr Inhalte und trotzdem übersichtlichere Website
Um dies alles erreichen zu können, müssen wir uns arbeitsteiliger aufstellen. Der Anfang ist gemacht: Ende 2019 haben wir zwei Werkstudenten, Nicolas und Til, eingestellt, Nicolas hat die Arbeit bereits aufgenommen, Til startet nächste Woche.
Aber auch unser Redaktionsteam (das momentan nur aus Nadine und Andreas besteht) wollen wir – im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten – ausbauen, um noch schlagkräftiger zu werden.
Auch auf unsere beiden Webentwickler Robert und Ludwig kommt dieses Jahr einiges an Arbeit zu: Die letztes Jahr beschlossene Integration von gruendungszuschuss.de (GZ) führt dazu, dass nach den Menüpunkten für die beiden übernommenen Seminarreihen diesen Sommer auch noch eine eigene VGSD-Buchreihe und eine große Zahl von Beiträgen mit nutzwertigem Inhalt integriert werden müssen.
Die testweise Einbindung solcher Inhalte hat 2019 zu dem eingangs berichteten starken Wachstum unseres Seitentraffic geführt. Zu verstärktem Wachstum soll auch die Integration des GZ-Newsletters sowie der XING-Gruppe mit ihren mehr als 100.000 Mitgliedern beitragen.
Zudem arbeiten wir an völlig neuen Inhalten wie "VGSD-Studien". Damit wollen wir den in Politik und Medien über Selbstständige verbreiteten Vorurteilen verlässliche Fakten gegenüberstellen.
Mit einem für das zweite Halbjahr geplanten behutsamen Redesign wollen wir erreichen, dass die Website trotz vieler neuer Inhalte und Funktionen übersichtlich bleibt bzw. wieder übersichtlicher und leichter navigierbar wird.
Bestandsaufnahme und neue Impulse bei MV und Barcamp im November
Wir haben uns viel vorgenommen. Im November bei unserer nächsten Mitgliederversammlung (sowie bei einem wieder vorab per Videokonferenz gehaltenen "Bericht des Vorstands") wollen wir dann Revue passieren lassen, welche der oben beschriebenen Ziele wir umsetzen konnten. Vielleicht machen aktuelle Entwicklungen ja Planänderungen nötig.
Die Mitgliederversammlung wird dieses Jahr erstmals in Berlin stattfinden. Wir werden sie mit einem Barcamp verbinden, das Mitgliedern aus dem ganzen Bundesgebiet – auch wenn sie selbst nicht im Einzugsbereich einer Regionalgruppe leben – die Möglichkeit geben soll, andere VGSD-Mitglieder kennenzulernen. Das Barcamp werden wir gemeinsam mit einem befreundeten Verband organisieren. Wir freuen uns schon darauf, bei dieser Gelegenheit viele Mitglieder, die wir bisher nur vom Telefon oder von E-Mails kennen, endlich auch persönlich kennen zu lernen!
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